Frankfurt (Reuters) - Der Gesundheitskonzern Fresenius stärkt seine Tochter Kabi mit gleich zwei Zukäufen und legt dafür mehr als 700 Millionen Euro auf den Tisch.

Fresenius Kabi übernimmt die auf Infusionstherapien spezialisierte US-Firma Ivenix für 240 Millionen Dollar sowie eine Mehrheitsbeteiligung von 55 Prozent an dem Biopharmazieunternehmen mAbxience für 495 Millionen Euro, wie der Konzern am Donnerstag mitteilte. Hinzu kommen in beiden Fällen erfolgsabhängige Meilensteinzahlungen. Fresenius hat sich zudem die Möglichkeit gesichert, auch noch die übrigen Anteile an mAbxience, einem Hersteller von biologischen Nachahmermedikamenten, zu übernehmen.

"Mit diesen Akquisitionen stärken wir die Position von Fresenius Kabi in zwei wichtigen Wachstumsmärkten", sagte Fresenius-Chef Stephan Sturm. Biopharmazie und Medizintechnik seien zentrale Wachstumsfelder für Kabi und wichtige Elemente der Strategie von Fresenius. Sturm hatte bereits angekündigt, in die Tochter Kabi - der Keimzelle des Unternehmens mit Arzneimitteln und Infusionen - künftig mit Priorität investieren zu wollen. Denn Kabi besitzt nach seiner Einschätzung die besten Wachstumsaussichten und das beste Renditeprofil von allen vier Unternehmensbereichen von Fresenius.

Dagegen ist Sturm inzwischen offen für einen Verkauf des Anteils an der Dialysetochter FMC und schließt für die Klinikkette Helios und die Dienstleistungssparte Vamed auch Börsengänge nicht aus. Der lange erfolgsverwöhnte Konzernlenker steht unter Erfolgsdruck: Sturm hatte vor rund einem Jahr beklagt, dass Fresenius am Kapitalmarkt nicht die Wertschätzung erhält, die es verdiene. Die komplexe Konzernstruktur wurde auf den Prüfstand gestellt.

ZUKAUF STÄRKT KABI DEUTLICH BEI BIOSIMILARS

Die Medikamentensparte Kabi ist gemessen am Umsatz der drittgrößte Unternehmensbereich von Fresenius. Der größte ist die Dialysetochter FMC, gefolgt von Helios. Sturm wollte Kabi bereits 2017 mit der 4,4 Milliarden Euro schweren Übernahme des US-Arzneimittelherstellers Akorn verstärken. Er sagte den Deal aber letztlich ab, da Fresenius Akorn Betrug im Zusammenhang mit gefälschten Daten in den USA vorwarf. Damals war Kabi bereits in das Geschäft mit biotechnologischen Nachahmermedikamenten (Biosimilars) eingestiegen und hatte für bis zu 670 Millionen Euro das entsprechende Geschäft von Merck gekauft.

mAbxience hat bereits zwei Biosimilar-Produkte auf dem Markt, dabei handelt es sich um Kopien der lukrativen Krebsmedikamente Avastin und Mabthera von Roche. Weitere auf den Gebieten Immunologie und Krebs befinden sich in der Entwicklung und sollen zwischen 2024 und 2029 weltweit eingeführt werden. mAbxience, das mit rund 600 Mitarbeitern zuletzt auf einen Jahresumsatz von 255 Millionen Euro kam, hat zudem vor kurzem einen Vertrag für die Herstellung der Arzneimittelsubstanz für den Covid-19-Impfstoff von AstraZeneca in Lateinamerika abgeschlossen. Mit dem Medizintechnikunternehmen Ivenix will Kabi sein Angebot im Bereich der Infusionstherapien erweitern.

Beide Zukäufe sollen einen wesentlichen Beitrag zum beschleunigten Wachstum der Fresenius-Gruppe leisten, das Sturm in den kommenden Jahren anstrebt. Sie sollen zudem ab 2023 einen positiven Beitrag auf den Bar-Gewinn je Aktie des Konzerns leisten. Die Übernahmen will Fresenius aus freiem Cashflow und vorhandenen Mitteln finanzieren. Der Kauf der beiden Firmen soll voraussichtlich bis Mitte des Jahres abgeschlossen werden. An der Börse kamen die Zukäufe gut an: Fresenius-Aktien stiegen um mehr als zwei Prozent und gehörten zu den größten Dax-Gewinnern.