Von Britta Becks

FRANKFURT (Dow Jones)--Wenn der Gesundheitskonzern Fresenius und seine Tochter Fresenius Medical Care (FMC) am Donnerstag die Ergebnisse für das erste Quartal 2021 vorlegen, werden Anleger gespannt darauf schauen, wie sich die beiden DAX-Konzerne angesichts der fortdauernden Corona-Pandemie und deren Auswirkungen zum Jahresauftakt geschlagen haben. Anfang Februar hatte der sonst so zuverlässig abliefernde Dialysedienstleister FMC den Markt mit einer Gewinnwarnung geschockt. Auch bei der Muttergesellschaft werden die Probleme der größten Tochter Spuren hinterlassen, wenn auch Helios und Kabi dazu beitragen dürften, dass die Fresenius SE längst nicht so stark ausgebremst wird wie FMC. Dennoch müssen beide Bad Homburger Konzerne gegen die Auswirkungen der Corona-Krise ansparen. Wie das aussehen könnte, haben die beiden Konzerne bereits im Februar grob skizziert, und weitere Details für die nun anstehende Berichterstattung zum ersten Quartal angekündigt.

Worauf Investoren besonders achten werden:

FMC: Das einstige Zugpferd lahmt, und rechnet in diesem Jahr mit bis zu einem Viertel weniger Gewinn. Maßgeblich Schuld daran ist die Corona-Pandemie, denn zuletzt verstarben immer mehr Dialyse-Patienten an Covid-19. FMC befürchtet, dass diese Übersterblichkeit in der ersten Hälfte dieses Jahres anhalten wird. Um den sicheren Betrieb in den mehr als 4.000 Dialysezentren und 44 Produktionsstätten zu gewährleisten, muss Fresenius Medical Care viel Geld für den Schutz von Mitarbeitern und Patienten in die Hand nehmen. Mit weiteren öffentlichen Hilfsgeldern rechnet FMC nicht. Hoffnung macht allerdings der Fortschritt der Impfkampagne in den USA. Zudem können die dortigen Dialysezentren mittlerweile selbst impfen.

AUSBLICK: FMC rechnet 2021 beim Konzernergebnis bislang mit einem Rückgang im hohen Zehner- bis mittleren Zwanziger-Prozentbereich. Das Umsatzwachstum sieht FMC im niedrigen bis mittleren einstelligen Prozentbereich. Bei der Muttergesellschaft wird dieser Gewinneinbruch nur in abgeschwächter Form durchschlagen, da lediglich ein Drittel des FMC-Ergebnisses Eingang in das Konzernergebnis der Fresenius SE & Co KGaA findet. Diese erwartet im Gesamtjahr 2021 bisher mindestens eine in etwa stabile Entwicklung beim währungs- und um Sondereinflüsse bereinigten Nettogewinn sowie einen währungsbereinigten Anstieg des Konzernumsatzes im niedrigen bis mittleren einstelligen Prozentbereich. Fresenius geht zudem davon aus, dass das währungsbereinigte Konzernergebnis ohne Berücksichtigung der Ergebnisbeiträge von Fresenius Medical Care im mittleren bis hohen einstelligen Prozentbereich wachsen wird.

An ihren Mittelfrist-Zielen haben die beiden Konzerne bislang festgehalten. Demnach geht Fresenius, wie bereits vor Ausbruch der Covid-19-Pandemie angekündigt, im Zeitraum 2020 bis 2023 von einem durchschnittlichen jährlichen organischen Umsatzwachstum von 4 bis 7 Prozent aus. Im gleichen Zeitraum soll der Nettogewinn pro Jahr im Schnitt um 5 bis 9 Prozent zulegen, mit einer Beschleunigung im Laufe der Periode. FMC hatte im Oktober einen Mittelfrist-Ausblick bis 2025 ausgegeben. Demnach soll der Umsatz währungsbereinigt und vor Sondereinflüssen im Schnitt pro Jahr um einen mittleren einstelligen Prozentsatz steigen und der Nettogewinn zeitgleich im hohen einstelligen Prozentbereich pro Jahr zulegen.

SPARMASSNAHMEN: Fresenius und FMC müssen nachhaltig auf die Kostenbremse treten, um ihre mittelfristigen Ziele zu erreichen. Wie bereits bekannt, will die Fresenius SE ab dem Jahr 2023 auf Nachsteuerbasis jährlich mindestens 100 Millionen Euro einsparen. Doch diese Maßnahmen kosten zunächst Geld: Auf durchschnittlich 100 Millionen Euro nach Steuern und Anteilen Dritter bezifferte Fresenius die jährlichen Aufwendungen für die Jahre 2021 bis 2023. Für den Fall, dass die mit diesen Maßnahmen angepeilte höhere Profitabilität nicht in einer höheren Bewertung mündet, muss laut Konzernchef Stephan Sturm gegebenenfalls die Konzernstruktur auf den Prüfstand.

Die Commerzbank rechnet diesbezüglich nicht mit einer baldigen Entscheidung. Allerdings kann sie sich dabei am ehesten einen Verkauf der 32-prozentigen FMC-Beteiligung vorstellen. Da die Dialyse-Tochter bereits börsennotiert ist, ließe sich der FMC-Anteil relativ schnell zu Geld machen, und die Fresenius-Bewertung damit erhöhen. Zudem seien die Synergien zwischen Mutter- und Tochtergesellschaft im Unterschied zu den Synergien von Helios und Kabi mit Fresenius relativ begrenzt, begründen die Analysten ihre Einschätzung.

FMC hatte bei Vorlage der Jahreszahlen bereits ein Effizienzprogramm namens FME25 angekündigt. "Um die Auswirkungen auf unser geplantes Wachstum bis 2025 abzumildern, werden wir eine Transformation unseres Betriebsmodells anstoßen und gleichzeitig die Umsetzung unserer Wachstumsstrategie vorantreiben", hatte FMC-CEO Rice Powell erklärt. Einsparpotenzial sieht der FMC-Chef beispielsweise in der Digitalisierung. Bis 2025 will FMC bis zu 500 Millionen Euro in "FME25" investieren, um die Kostenbasis nachhaltig zu verringern. Ab dem Jahr 2025 erwartet FMC dann jährlich Einsparungen in Höhe der Investition.

Nachfolgend eine Auswertung der Prognosen von Analysten zum ersten Quartal 2021:


Fresenius SE & Co KGaA 
=== 
.                                PROG  PROG  PROG 
1. QUARTAL                       1Q21  ggVj  Zahl   1Q20 
Umsatz                          8.910   -2%    10  9.135 
EBIT*                             987  -12%    10  1.125 
Ergebnis nach Steuern/Dritten*    411  -12%    10    465 
Ergebnis je Aktie*               0,74  -11%    10   0,83 
 
=== 
 
Fresenius Medical Care AG & Co. KGaA 
=== 
.                               PROG  PROG  PROG 
1. QUARTAL                      1Q21  ggVj  Zahl   1Q20 
Umsatz                         4.233   -6%    14  4.488 
EBIT                             470  -15%    14    555 
Ergebnis nach Steuern/Dritten    237  -16%    14    283 
Ergebnis je Stammaktie          0,80  -16%    15   0,95 
 
=== 

-* vor Sondereinflüssen

- alle Angaben in Millionen Euro, Ausnahme Ergebnis je Aktie in Euro

- Bilanzierung nach IFRS

- Quellen: Angaben des Unternehmens. Prognosen von Vara Research, Dividende und Kursziel von Factset

- ggVj = Veränderung in Prozent gegenüber dem entsprechenden Vorjahreszeitraum

- das Geschäftsjahr entspricht dem Kalenderjahr

- alle Angaben ohne Gewähr

Kontakt zum Autor: unternehmen.de@dowjones.com

DJG/brb/cbr

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May 04, 2021 09:00 ET (13:00 GMT)