NEW YORK (dpa-AFX Broker) - Das Investmenthaus Jefferies kassiert wegen einer skeptischen Sicht auf ein durch Corona belastetes zweites Halbjahr ihr Kaufvotum für die Aktien des Dialyseanbieters Fresenius Medical Care (FMC). Analyst James Vane-Tempest stufte gleichzeitig am Mittwoch wegen zahlreicher Risiken auch bei anderen Töchtern die Papiere des Mutterkonzerns Fresenius von "Hold"auf "Underperform" ab. Vane-Tempest ist damit aktuell der einzige Branchenexperte mit einem negativen Votum für den Bad Homburger Medizinkonzern.

Vane-Tempest kürzte in seiner zur Wochenmitte vorliegenden Studie das Kursziel für Fresenius von 37 auf 35 Euro - der niedrigste Wert aller im dpa-AFX Analyser erfassten Kursziele. Sein Ziel für FMC fiel von 70 auf 68 Euro, auch dies ist das geringste im Analystenvergleich. Das Votum für die FMC-Aktie fiel von "Buy" auf "Hold".

Beide Papiere wurden am Mittwoch durch die Studie belastet. Die Fresenius-Aktien fielen um 4,66 Prozent auf 40,74 Euro. Für die FMC-Papiere ging es um 4,07 Prozent auf 72,18 Euro abwärts.

Mit Blick auf das zweite Halbjahr machen dem Jefferies-Analysten insbesondere die Geschäfte der auf Infusionen, klinische Ernährung und flüssige Arzneien spezialisierten Fresenius-Tochter Kabi Sorgen. Diese hatte bereits im zweiten Quartal erheblich darunter gelitten, dass in Krankenhäusern wegen der Corona-Pandemie weniger Patienten behandelt und Operationen verschoben worden waren. Ein Wiederanstieg bei den planbaren Operationen sei nur schrittweise zu erwarten, so der Experte. Zudem erhole sich auch das China-Geschäft langsamer als gedacht und inzwischen habe Kabi auch die Zahl seiner für dieses Jahr geplanten neuen Medikamente gesenkt.

Neben Kabi befürchtet der Experte, dass auch die Krankenhäuser in Spanien die Markterwartungen verfehlen könnten. Dort hatte die Fresenius-eigene Klinikgruppe Quironsalud viele Corona-Patienten behandelt, die Verhandlungen über eine Kompensation der Zusatzkosten ziehen sich aber immer noch hin. Spanien drückt daher besonders auf die Bilanz im Krankenhausgeschäft. Das wieder anlaufende Geschäft in Deutschland beim Klinikbetreiber Helios reiche indes nicht aus, diesen Rückstand auszugleichen, so Vane-Tempest.

Der Gesundheitsdienstleister Vamed dürfte laut dem Jefferies-Analysten nach bereits roten Zahlen im vergangenen Quartal auch im Gesamtjahr Verluste schreiben. Das Unternehmen, das unter anderem Krankenhäuser baut und Rehakliniken betreibt, leidet unter Projektverschiebungen. Diese Probleme sollten sich bis in das nächste Jahr fortsetzen.

Bei FMC unterschätze der Markt einige kurzfristige Risiken, glaubt der Experte. Der vor allem in den USA aktive Dialyseanbieter habe zwar ein starkes zweites Quartal hinter sich, doch dürften die anhaltende Corona-Pandemie und der unsichere Ausgang der US-Wahlen in der nächsten Zeit auf der Aktie lasten. Denn im Falle eines Wahlgewinns des demokratischen Kandidaten Joe Biden könnte dessen geplante Steuerreform auch auf die Gewinne von FMC durchschlagen. Auch gebe es noch einige Unklarheiten hinsichtlich der geplanten regulatorischen Veränderungen in der staatlichen Krankenversicherung. Solange die Unwägbarkeiten nicht geklärt seien, sollte die gute Kursentwicklung der FMC-Aktie zunächst einmal pausieren.

Entsprechend der Einstufung "Hold" erwarten die Analysten von Jefferies, dass die Aktie auf Zwölfmonatssicht eine Gesamtrendite (Kursgewinn + Dividende) von bis zu 15 Prozent, aber auch einen Kursverlust (abzüglich Dividende) von bis zu 10 Prozent erreichen kann.

Entsprechend der Einstufung "Underperform" erwarten die Analysten von Jefferies, dass die Aktie auf Zwölfmonatssicht einen Kursverlust (abzüglich Dividende) von mindestens 10 Prozent erreichen wird./tav/mis/jha/

Analysierendes Institut Jefferies.

Veröffentlichung der Original-Studie zu Fresenius: 04.08.2020 / 22:09 / ET

Erstmalige Weitergabe der Original-Studie: 04.08.2020 / 22:09 / ET

Veröffentlichung der Original-Studie zu FMC: 04.08.2020 / 22:05 / ET

Erstmalige Weitergabe der Original-Studie: 04.08.2020 / 22:05 / ET