BAD HOMBURG/WASHINGTON (dpa-AFX) - In den USA verdichten sich die Pläne der Regierung für eine Stärkung von Organtransplantationen und Heimdialyse. Beobachter fürchten, dass der Vorstoß zulasten großer Dialysezentren im Land gehen könnte. Der Anbieter Fresenius Medical Care (FMC) versucht nun, die nervösen Investoren zu beruhigen: Die Fresenius-Tochter veröffentlichte eine Stellungnahme, in der sie die Pläne zur US-Gesundheitsreform als "Bestätigung ihrer eigenen Strategie" klassifizierte.

Tatsächlich reagierte die Aktie am Donnerstag mit einem Kursaufschlag von zeitweise mehr als drei Prozent. Damit konnte das Papier kürzliche Verluste fast komplett ausgleichen. Die FMC-Aktie war vor zwei Tagen nach Berichten über die US-Regierungspläne kräftig unter Druck geraten.

Der Konzern arbeite bereits seit geraumer Zeit an verschiedenen Initiativen zur Förderung der Heimdialyse und zur Verbesserung des Zugangs zu Transplantationen, hieß es in der Stellungnahme des Konzerns weiter. FMC habe bereits Maßnahmen gestartet, "mit denen wir Prävention verbessern, flexiblere Behandlungsmöglichkeiten anbieten, wertorientierte Versorgungsmodelle einführen und Organspenden fördern - in den USA ebenso wie in anderen Ländern", betonte Unternehmenschef Rice Powell.

FMC reagiert damit direkt auf die in Washington angeblich vorbereitete Reform für die Behandlung der rund 30 Millionen Nierenkranken in den USA: Die "Washington Post" und die Zeitschrift "Politico" hatten in dieser Woche von einem Dekret durch US-Präsident Donald Trump berichtet, um künftig die Zahl der Organtransplantationen im Land zu verdoppeln. So sollen etwa die Suche nach dem passenden Spender verbessert und das Tempo bei der Zuteilung und Lieferung der Organe erhöht werden. Auch eine Kampagne zur Förderung einer früheren Diagnose der Krankheit und der Heimdialyse sei geplant. Erste Maßnahmen könnten womöglich bereits 2020 umgesetzt werden.

Ein Konzernsprecher betonte auf Anfrage, dass die Pläne aktuell keine Änderungen an den Vergütungen für die klassische Dialyse vorsehen, sondern stattdessen neue Vergütungsmodelle für die Heimdialyse ins Spiel gebracht würden. Dies komme dem Anbieter FMC entgegen, der erst im Februar nach längerer Hängepartie den Heimdialyseanbieter NxStage für rund 1,7 Milliarden Euro übernommen hatte. Für eine Einschätzung, welche Einfluss die Pläne auf Umsatz und Ergebnis des Unternehmens haben könnten, sei es indes noch zu früh.

FMC, aber auch andere Töchter aus dem Fresenius-Konzern, spüren seit langem in den USA den Druck durch staatliche Regulierung. Die USA gelten als teuerstes und gleichzeitig eines der ineffektivsten Gesundheitssysteme weltweit. Krankenkassen und die großen Arzneimittel-Einkaufsorganisationen des Landes drücken deshalb seit Jahren auf die Preise.

FMC ist neben dem Wettbewerber DaVita einer der größten Dialyse-Anbieter in den Vereinigten Staaten, wo offiziellen Zahlen zufolge rund eine halbe Million Patienten regelmäßigen Nierenwäschen unterziehen müssen. Damit sind die USA der wichtigste Markt für FMC. Weltweit betreibt das Unternehmen nach eigenen Angaben mehr als 3900 Dialysezentren und behandelt jährlich mehr als 330 000 Patienten. Der Trend zur günstigeren Heimdialyse, die über das Bauchfell bei den Patienten vorgenommen wird, ist hingegen noch recht jung. Laut Zeitung werden in den USA lediglich 12 Prozent aller Dialysepatienten auf diese Weise in den eigenen Räumen behandelt.

Nach der Übernahme von NxStage baut FMC derzeit seine Heimdialyse in den USA auf. Der Zukauf ist Teil eines Investitionspakets, mit denen FMC wieder mehr Tempo aufnehmen will. Im vergangenen Jahr hatte das Unternehmen zwei Mal seine Prognosen senken müssen, unter anderem wegen Problemen im Geschäft mit Gesundheitsdienstleistungen rund um die Blutwäsche./tav/nas/mis