FRANKFURT (Dow Jones)--Der Passagierluftverkehr ist im vergangenen Jahr nach Aufhebung der pandemiebedingten Reisebeschränkungen wieder stark gewachsen, hat in absoluten Zahlen die Niveaus von 2019 jedoch noch nicht erreichte. Wie der Bundesverband der Deutschen Luftverkehrswirtschaft (BDL) mitteilte, hat sich 2022 sowohl die Zahl der von deutschen Fluggesellschaften beförderten Passagiere als auch der Reisenden an deutschen Flughäfen mehr als verdoppelt.

Nach den BDL-Zahlen beförderten die deutschen Fluggesellschaften im vergangenen Jahr insgesamt 112,2 Millionen Passagiere, nach 52,5 Millionen im Vorjahr. Zum Vergleich. Im Vor-Pandemie-Jahr 2019 waren es 162,0 Millionen Passagiere. An den deutschen Flughäfen erreichte die Zahl der Reisenden 2022 insgesamt 164,7 Millionen, nach 78,6 Millionen 2021 und 248,1 Millionen 2019. Damit wurden 2022 rund 66 Prozent des Niveaus im Vor-Corona-Jahr 2019 erreicht. Ähnlich hat sich laut Mitteilung der Travel-Retail-Markt entwickelt, zu dem unter anderem die Duty-Free-Shops an den Flughäfen zählen.


   Europa- und Interkontinentalstrecken treiben Wachstum 

Getrieben wurde die Entwicklung durch starkes Passagierwachstum auf Europa- und Interkontinentalstrecken. Hier hat nach der BDL-Statistik die Zahl der Passagiere 73 bzw. 67 Prozent des Niveaus von 2019 erreicht. Auf Inlandsstrecken zeigte sich ein zweigeteiltes Bild. An den Luftfahrt-Drehkreuzen Frankfurt und München stieg die Zahl der Passagiere auf 58 Prozent des Niveaus von 2019, auf dezentralen Strecken erst auf 27 Prozent. Gründe seien hier unter anderem eine Verlagerung auf Straße und Schiene.

In der Luftfracht ging das Volumen der an deutschen Flughäfen verladenen Güter 2022 gegenüber dem Vorjahr um 7 Prozent auf 5,1 Millionen Tonnen leicht zurück im Vergleich zum Corona-Ausnahmejahr 2021 mit einem überproportional großen Aufkommen.

Für das laufende Jahr rechnet die deutsche Luftverkehrswirtschaft mit einem weiteren Anstieg der Nachfrage und einen entsprechenden Zuwachs beim Sitzplatzangebot. Das Angebot auf Interkontinental- und Europastrecken erreicht den Angaben zufolge 88 Prozent des Niveaus von 2019. Laut BDL zeichnet sich ein besonders hohes Verkehrswachstum an den beiden Drehkreuzen Frankfurt und München ab. Darüber hinaus können einige kleinere Flughäfen, die eine starke Präsenz von Punkt-zu-Punkt-Airlines sichern konnten, stark zulegen (unter anderem Dortmund und Nürnberg). Dagegen falle die Erholung des Angebots an den mittelgroßen Standorten Berlin, Düsseldorf, Hamburg, Hannover und Stuttgart unterdurchschnittlich aus. Dies begründet der BDL damit, dass Punkt-zu-Punkt-Airlines ihr Angebot teilweise erheblich gegenüber der Vor-Corona-Zeit reduziert und an andere europäische Luftverkehrsstandorte verlagert haben. Als Gründe führen sie die vergleichsweise hohen Standortkosten in Deutschland (Luftverkehrssteuer, Gebühren für Flugsicherung, Sicherheitskontrollen) an.

Die hohen Kosten in Deutschland wiederum seien der wesentliche Grund für eine stärkere Erholung des Luftverkehrs in anderen europäischen Ländern. Dort erreicht das Angebot der Fluggesellschaften im Sommer 2023 laut BDL voraussichtlich bereits 98 Prozent des Niveaus von 2019.

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February 08, 2023 06:41 ET (11:41 GMT)