Dem Energiekonzern Uniper könnte seine Finanzhilfe für das von den USA bekämpfte Gaspipeline-Projekt Nord Stream 2 teuer zu stehen bekommen.

Durch das Vorgehen der USA erhöhe sich die Wahrscheinlichkeit, dass es zu Verzögerungen im Bau der Röhre komme oder das Projekt überhaupt nicht fertiggestellt werde, erklärte der Konzern im Risikobericht zu den am Dienstag vorgelegten Halbjahreszahlen. Im Fall eines Scheiterns müsse Uniper gegebenenfalls den an für das Projekt zur Verfügung gestellten Kredit wertberichtigen und auf die geplanten Zinserträge verzichten. Die Gesamtsumme beider Faktoren bezifferte der Konzern auf rund 950 Millionen Euro. Bundesaußenminister Heiko Maas wies die Sanktionsdrohungen der USA zurück.

Den USA ist die fast fertiggestellte Röhre, durch die weiteres Gas von Russland nach Westeuropa strömen soll, ein Dorn im Auge. Sie setzen die Partner des Milliardenprojektes unter Druck - auch mit Sanktionen, was von der Bundesregierung scharf kritisiert wird. Uniper sei nicht direkt betroffen, betonte Konzernchef Andreas Schierenbeck. Er sei weiter vom Sinn des Projektes überzeugt und gehe auch davon aus, dass dies zu Ende gebaut werde. Finanzchef Sascha Bibert bemühte sich, die Bedeutung der Formulierung im Risikobericht zu relativieren. Es handele sich hierbei um ein Worst Case Szenario.

MAAS: SANKTIONEN WERDEN KEINEN ERFOLG HABEN

"Kein Staat hat das Recht, der EU ihre Energiepolitik zu diktieren. Und das wird auch nicht gelingen", sagte Maas in Moskau nach einem Treffen mit seinem russischen Kollegen Sergej Lawrow. "Sanktionen zwischen Partnern (sind) definitiv der falsche Weg", fügte er mit Blick auf die US-Drohungen hinzu. Er habe diese Position am Wochenende auch US-Außenminister Mike Pompeo erklärt. Deutschland werde in der derzeitigen EU-Ratspräsidentschaft das Thema europäischer Souveränität forcieren. Europa habe Werte und Interessen. "Wenn gegen diese Interessen verstoßen wird, dann werden wir dies ... Richtung Westen zur Sprache bringen", betonte der SPD-Politiker.

Lawrow warf den USA vor, überall auf der Welt ihre Position durchsetzen zu wollen. Das Projekt Nord Stream 2 müsse abgeschlossen werden. "Und soweit ich das verstehe, gibt es allen Grund dafür, davon auszugehen, dass dies auch in nächster Zeit passieren wird." In den USA, die mit ihrem Schiefergas auf die Weltmärkte drängen, warnt nicht nur Präsident Donald Trump vor einer zu hohen Abhängigkeit Europas von russischem Gas. Auch von US-Senatoren der Opposition hagelt es Kritik. Uniper-Chef Schierenbeck sagte, man sei mit allen notwendigen Institutionen im Gespräch.

Operativ lief es für Uniper trotz Corona-Krise im ersten Halbjahr weitgehend rund. Der Konzern konnte sein bereinigtes Ebit unter anderem wegen der Zuwächse im Gasgeschäft auf 691 Millionen Euro mehr als verdoppeln. Im Gesamtjahr peilen die Düsseldorfer nun 800 Millionen bis eine Milliarde Euro an, nachdem sie im März 750 Millionen bis eine Milliarde in Aussicht gestellt hatten. Die Inbetriebnahme des durch ein Feuer beschädigten russischen Kraftwerks Berjosowskaja 3 verzögert sich allerdings weiter. Uniper rechnet damit nicht mehr bis Ende dieses Jahres, sondern im ersten Halbjahr 2021.