Düsseldorf/Berlin (Reuters) - Das milliardenschwere Rettungspaket für den angeschlagenen Versorger Uniper steht.

Der deutsche Staat stützt den angeschlagenen Gas-Importeur mit insgesamt 15 Milliarden Euro und steigt mit 30 Prozent bei Uniper ein, wie das Düsseldorfer Unternehmen am Freitag mitteilte. Uniper ist durch die gedrosselten Gas-Importe des russischen Monopolisten Gazprom und die stark steigenden Preise in Schieflage geraten. Nun bekommt Uniper weitere Kredite der Staatsbank KfW über sieben Milliarden Euro, um die sich täglich auftürmenden Verluste durch den teuren Einkauf von Gas anderswo auszugleichen.

Vom 1.Oktober an können Uniper und andere Gas-Importeure mit Erlaubnis der Bundesregierung 90 Prozent der Ersatzbeschaffungskosten an die Kunden - Stadtwerke und große Industrieunternehmen - weiterreichen. Darauf hätten sich die Bundesregierung, Uniper und der finnische Mehrheitseigner Fortum verständigt, hieß es in der Mitteilung. Eine Zerschlagung von Uniper, wie sie die Finnen in den Verhandlungen ins Gespräch gebracht hatten, ist vom Tisch. Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) sagte in Berlin, die Gas-Importeure könnten die höheren Einkaufspreise von September oder Oktober an an die Verbraucher weitergeben. Dafür solle es Anfang 2023 eine große Wohngeldreform geben, in der auch eine Heizkostenpauschale vorgesehen ist.

Der Staat zahlt 267 Millionen Euro für 30 Prozent an Uniper und zeichnet eine Pflichtwandelanleihe über 7,7 Milliarden Euro, die später in echtes Eigenkapital umgewandelt wird. Der Preis für die neuen Aktien liegt mit je 1,70 Euro bei weniger als einem Fünftel des Börsenkurses. Die Uniper-Aktie stieg zunächst um vier Prozent auf 11 Euro, drehte dann aber ins Minus und verlor rund 14 Prozent auf neun Euro. Damit kann der Staat - wie schon bei der Lufthansa-Rettung in der Corona-Krise - von einer Erholung des Unternehmens später finanziell profitieren. Bis zu einer Höhe von vier Milliarden Euro kann Fortum seine der deutschen Tochter gewährten Darlehen in Pflichtwandelanleihen tauschen. Fortum hatte eine weitere finanzielle Unterstützung von Uniper abgelehnt, womit das Unternehmen das Investmentgrade-Rating der Agentur S&P zu verlieren drohte.

Insgesamt stehen Uniper damit neun Milliarden Euro Kredite von der KfW zur Verfügung. Notfalls könnte die Staatsbank auch weiteres Geld nachschießen, wenn Uniper mit den Gas-Käufen mehr als sieben Milliarden Euro Verlust machen müsste. Die EU-Kommission muss dem Rettungspaket noch zustimmen. Uniper muss zudem seine Aktionäre in einer außerordentlichen Hauptversammlung mit ins Boot holen. Sie müssen der rettenden Kapitalerhöhung zustimmen.

Fortum betonte, der Konzern bleibe auch nach dem Einstieg des Bundes Mehrheitseigner bei Uniper. Der Fortum-Anteil von derzeit noch 80 Prozent an Uniper werde bei der ersten Kapitalzuführung auf 56 Prozent verwässert. "Fortum bleibt damit Mehrheitsaktionär und wird Uniper weiterhin als Tochtergesellschaft konsolidieren", betonte der Konzern, der mehrheitlich vom finnischen Staat kontrolliert wird. "Wir erleben eine noch nie dagewesene Energiekrise, die drastische Maßnahmen erfordert", sagte Fortum-Chef Markus Rauramo. Für Fortum sei es auch wichtig zu unterstreichen, "dass die jetzt gefundene Lösung über die bereits (für Uniper) bereitgestellten acht Milliarden Euro hinaus kein zusätzliches Kapital von Fortum erfordert."

(Bericht von Matthias Inverardi und Alexander Hübner; redigiert von Ralf Banser. Bei Rückfragen wenden Sie sich bittean unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)