Nach zähen Verhandlungen mit dem finnischen Uniper-Mehrheitseigentümer Fortum sei eine Einigung in Sicht, sagten mehrere mit den Gesprächen vertraute Personen am Donnerstag der Nachrichtenagentur Reuters. Im Ergebnis werde sich der deutsche Staat voraussichtlich mit etwa 25 Prozent an Uniper beteiligen. Eine Aufspaltung des Unternehmens, wie sie von Fortum vorgeschlagen worden war, sei vom Tisch. Die Finnen hatten angekündigt, kein frisches Geld mehr in Uniper zu stecken. Es sei gut möglich, dass die Bundesregierung am Freitag erste Eckpunkte veröffentlichen werde, um ein Signal an die Ratingagenturen zu schicken, dass sie hinter Uniper stehe, sagten die Insider.

Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck stellte eine rasche Stützung des größten deutschen Gas-Importeurs in Aussicht. Es sei richtig, dass Uniper auf Bestände in seinen Gasspeichern zurückgegriffen habe, um sich zu stabilisieren, sagte Habeck am Donnerstag. Dies werde aber nicht mehr nötig sein: "Wir werden bald Uniper anders stabilisieren." Die Uniper-Aktie fiel am Donnerstag um neun Prozent auf 10,60 Euro.

Die Zeit drängt, weil Uniper das Geld auszugehen droht. Das Unternehmen ist durch die ausbleibenden Gas-Lieferungen aus Russland unter Druck geraten und muss die fehlenden Mengen durch teure Zukäufe am Gas-Markt ersetzen, um ihren Verpflichtungen gegenüber ihren Kunden nachzukommen. Dadurch türmen sich täglich höhere Verluste auf. Nach zehntägiger Wartung war am Donnerstag wieder Gas durch die zentrale Pipeline Nord Stream 1 von Russland nach Deutschland geflossen - aber nur auf dem stark reduzierten Niveau von vor der Wartung. Insider hatten den kommenden Montag als Termin genannt, bis zu dem eine Auffanglösung für Uniper stehen müsse. Ratingagenturen wollen die Kreditwürdigkeit von Uniper neu bewerten - die Bonität ist entscheidend für die Zukunft des Unternehmens.

Doch das Problem der auflaufenden Verluste könne auch mit der staatlichen Finanzspritze nicht dauerhaft gelöst werden, hieß es in den Kreisen. Daher bereite die Regierung in einem zweiten Schritt die Möglichkeit vor, dass Uniper die Kosten trotz bestehender Verträge auf seine Kunden - etwa Stadtwerke oder große Industrieunternehmen - abwälzen kann. Parallel dazu solle ein sozialer Ausgleich für Endkunden geschaffen werden, die von den hohen Preise überfordert werden. Habeck hatte bereits gesagt, wenn eine Umlage komme, werde es auch eine Entlastung geben.