Bad Lauchstädt (Reuters) - Die von der Bundesregierung geplante Umlage der hohen Gaspreise auf Endkunden wird laut Wirtschaftsminister Robert Habeck die Branche beruhigen.

Alle Unternehmen, die von Gaslieferungen aus Russland abhingen, könnten so entlastet werden, sagte der Grünen-Politiker am Donnerstag in Bad Lauchstädt bei Halle. Versorger könnten damit wieder Geld verdienen. Das sei ein Schutz vor Insolvenzen und weiteren Rettungsaktionen wie bei Deutschlands größtem Gas-Importeur Uniper, bei dem der Staat gerade einsteigt. "Jedenfalls gehen wir davon aus, dass dieser Umlage-Mechanismus den Markt beruhigt und die Unternehmen stabilisiert."

Auf Endkunden kommen damit noch höhere Preise zu. "Wir rechnen damit, dass es zwischen 1,5 und fünf Cent pro Kilowattstunde sein wird." Liege der durchschnittliche Verbrauch bei 20.000 Kilowattstunden Gas pro Jahr, sei man in einem mittleren dreistelligen Euro-Bereich. Man wisse aber nicht genau, wie hoch die Gas-Beschaffungskosten im November und Dezember seien. "Aber die bittere Nachricht ist: Es sind sicherlich einige hundert Euro pro Haushalt."

Habeck sprach von der "größten Energiekrise in Deutschland" - ausgelöst durch die starke Abhängigkeit von Russland. "Und wir lösen uns aus dieser Abhängigkeit in Windeseile." Es gehe nun zunächst darum, die Abhängigkeit von fossilen Energien aus Russland zu beenden, danach Abhängigkeit von fossilen Energien insgesamt.

Die Bundesregierung hatte zuvor entschieden, dass sich Verbraucher trotz bestehender und lang laufender Verträge zum Winter auf eine Extra-Abgabe einstellen müssen. Diese soll ab Oktober greifen, ihre Höhe ist wegen der schwankenden Gas-Preise aber noch unklar. "Das ist ein schwieriger Schritt", so Habeck. Er sei aber notwendig. Gleichzeitig müsse es gezielte Entlastungen für ärmere Haushalte geben. "Gezielt entlastet heißt: Wir können nicht alle Kosten als Staat tragen. Aber die Menschen, die durch die höheren Energiepreise wirklich in Armut geführt werden, die müssen geschützt werden."

(Bericht von Christian Krämer und Holger Hansen. Redigiert von Hans Busemann; Bei Rückfragen wenden Sie sich an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)