SAARLOUIS (dpa-AFX) - Die 4600 Mitarbeiter des Ford-Werks in Saarlouis rechnen am Mittwoch mit einer Entscheidung, ob künftig Elektroautos in der saarländischen Stadt oder im spanischen Valencia produziert werden. Auch rund 1300 Beschäftigte im benachbarten Zuliefererpark wären davon betroffen. Sollte die Entscheidung gegen Saarlouis ausfallen, stünde das Werk vor einer ungewissen Zukunft.

Unter dem Titel "Zukunft unseres Standortes / Status des Bieterverfahrens" hat der Betriebsrat (12.15 Uhr) zu einer nicht-öffentlichen Betriebsversammlung eingeladen. Dazu wird auch ein Bericht der Geschäftsleitung erwartet. "Wir bereiten uns zurzeit auf verschiedene Szenarien vor", hieß es im Betriebsrat. Von daher sei die Dauer der Versammlung - je nach Ausgang - nicht abzusehen. Die Beschäftigten wurden dazu aufgerufen, "ein entsprechendes unbegrenztes Zeitfenster, auch nach 14 Uhr, für diesen Tag einzuplanen". Je nach Ergebnis für den Standort sei auch eine Fortführung der Betriebsversammlung am Donnerstagmorgen möglich.

Die Ungewissheit, welcher Standort den Zuschlag bekommen soll, zehrt nach Angaben des Betriebsrates seit Monaten an den Nerven und der Gesundheit der Kolleginnen und Kollegen. "Viele sind in großer Angst um ihren Arbeitsplatz", sagte Betriebsratschef Markus Thal.

Ford ist einer der größten Arbeitgeber im Saarland. Im Kampf um die Arbeitsplätze waren kürzlich Ministerpräsidentin Anke Rehlinger und Wirtschaftsminister Jürgen Barke (beide SPD) zu Ford nach Dearborn in die USA geflogen. Im Anschluss daran kam in der vergangenen Woche ein von Europa-Chef Stuart Rowley benanntes vierköpfiges Führungsteam zu weiteren Gesprächen ins Saarland. Über die Zwischenstände hatten beide Seiten Stillschweigen vereinbart.

Nach Einschätzung des Autoexperten Stefan Bratzel stehen die Chancen für den Standort Valencia besser. Demgegenüber zeigte sich Barke zuversichtlich, dass der Standort an der Saar nicht geschlossen werden muss. "Im Moment bin ich optimistisch, dass wir, wenn in einem transparenten, fairen Verfahren entschieden wird, gute Chancen haben, einen Zuschlag zu bekommen", sagte er vor einigen Tagen. Soweit er die Zahlen kenne und interpretiere, habe Saarlouis einen Vorteil.

Ford ist im Umbruch. Im Zeitalter der Elektromobilität hinkte der US-Autobauer zunächst Wettbewerbern hinterher und schien die Zeichen der Zeit zu verschlafen. Inzwischen investiert Ford aber kräftig in die Elektromobilität, um auch in Zukunft im Wettbewerb bestehen zu können. In den Plänen der Amerikaner spielt die Kölner Europazentrale eine große Rolle, insgesamt 2 Milliarden US-Dollar will der Konzern dort in den kommenden Jahren investieren und Elektroautos produzieren. In Köln hat Ford rund 15 000 Beschäftigte und damit mehr als drei Mal so viel wie in Saarlouis.

In Köln basieren die Autos auf der Elektroplattform von Volkswagen. In Valencia oder in Saarlouis will Ford nun eine eigene Plattform installieren, um auf deren Basis weitere Elektromodelle zu bauen. Es ist eine wegweisende Investition, die einen Großteil der Jobs auch nach dem Ende der Verbrenner-Produktion sichern würde./ksp/DP/zb