Zürich (awp) - Nachfolgend eine Auswahl von Artikeln zu wirtschaftsrelevanten Themen aus der Presse vom Wochenende:

SUNRISE: Der Chef des Telekommunikationsunternehmens Sunrise, Olaf Swantee, fühlt sich von der Schweizer Politik im Stich gelassen. Er hätte sich deutlichere Signale aus Bundesbern gegen Fake News zur neuen 5G-Mobilfunktechnologie gewünscht, wie er in einem am Sonntag publizierten Interview mit der "SonntagsZeitung" sagte. "Wir haben es versäumt, zusammen mit der Politik die falschen Fakten zu 5G zu widerlegen", sagte Swantee. Die Eidgenossenschaft hab Sunrise, Swisscom und Salt 5G-Frequenzen für total 380 Millionen Franken verkauft. Da könne der Bürger erwarten, dass der Bund "als unabhängige und damit glaubwürdige Instanz bei solch einem wichtigen Thema gegen falsche Fakten ankämpft". Ebenfalls äusserte sich Swantee zum geplanten Kauf von UPC Schweiz und verteidigte die geplante Kapitalerhöhung. "Aus unserer Sicht ist die Finanzierungsstruktur für dieses Projekt die richtige", sagte er. Weiter sei es jedoch keine gute Idee, dass der UPC-Eigner Liberty Global im Zuge einer Kapitalerhöhung bei Sunrise ins Aktionariat einsteigt. (SoZ, S. 32)

SBB I: Die Schweizerischen Bundesbahnen (SBB) wollen sich ein kleines Zubrot verdienen mit dem Verkauf ausrangierter Züge, Loks, Wagen, Weichen oder Transformatoren. Das Unternehmen hat dafür kürzlich einen Secondhand-Webshop eröffnet. Erste Deals sind gemacht. Auf der Webseite "SBBresale.ch" findet der Bahnenthusiast alles, was sein Herz höher schlagen lässt. Der "SonntagsBlick" hat in seiner neusten Ausgabe über den neuen Vertriebskanal berichtet. "Wir haben den Webshop letzte Woche vorerst intern kommuniziert, um zu schauen, wie das Angebot ankommt", erklärte SBB-Mediensprecher Stephan Wehrle auf Anfrage der Nachrichtenagentur Keystone-SDA. Bei rund 33'000 SBB-Angestellten kommen da bereits einige mögliche Kaufinteressenten zusammen. Im Fokus haben die SBB in erster Linie private "Ferrophile", Hobbybähnler oder Clubs von Eisenbahnfreunden, welche das alte SBB-Material zu Ausstellungszwecken und zur Ausstattung ihres Gartens oder Geländes erwerben möchten, wie Wehrle betonte. ("Sonntagsblick"; siehe separate Meldung)

SBB II: SBB wollen Subventionen für Ausbau der Nachtzüge: Zwischen 1990 und 2014 ist die Anzahl Flüge in Europa um 80 Prozent gestiegen. Angesichts der Klimastreiks will die Politik nun auch in der Schweiz Gegensteuer geben. CVP-Nationalrat Thomas Amman fordert in einem von Mitgliedern aller bürgerlichen Parteien unterstützten Postulat eine Erweiterung der Nachtzug-Verbindungen. Wenn nötig, solle die Schweiz Nachtzüge finanziell unterstützen, heisst es im Postulat. Bei den SBB rennt Amman damit offene Türen ein. "Wenn Nachtverbindungen ein verkehrspolitisches Ziel sind, dann muss die Schweizer Politik auch eine Diskussion über die finanzielle Förderung der Nachtzüge führen", sagt Armin Weber, Leiter internationaler Personenverkehr der SBB, der "NZZ am Sonntag". Der Grund: Nachtzüge sind laut Weber "ein sehr anspruchsvolles Geschäft". Das Nachtzuggeschäft, dass die SBB zusammen mit den Österreichischen Bundesbahnen betreibt, deckt seine Kosten nur zu 50 Prozent. (NZZaS, S.23)

FLUGHAFEN ZÜRICH: Lufthansa-Konzernchef Carsten Spohr befürchtet einen Kollaps des Flughafens Zürich als Umsteigezentrum. Der Manager der Swiss-Muttergesellschaft hat in einem Interview mit der "NZZ am Sonntag" vor weiteren Einschränkungen des Flugbetriebs gewarnt. "Besonders eine Vorverlegung der Starts und Landungen spätabends um bis zu 25 Minuten, wie zurzeit diskutiert, würde den Hub-Betrieb in existenzielle Probleme bringen", sagte der 53-jährige Manager und Pilot. Ohne Hubbetrieb werde sich Zürich mit weniger als zehn Langstreckenzielen zufrieden geben müssen statt 45 wie heute. Die Diskussionen rund ums Klima führten laut Spohr bislang nicht zu einem Buchungsrückgang. "Wir sehen derzeit keine Zurückhaltung - im Gegenteil." Im Vergleich zum Vorjahr, das ein Rekordjahr war, erwarte die Lufthansa gruppenweit einen Passagierzuwachs von rund vier Prozent. Auch die Swiss verzeichne weiter ein Wachstum. "Die Menschen wollen fliegen. Immer mehr möchten die Welt entdecken und international Geschäfte machen", sagte Spohr. (NZZaS, S.21-23; siehe separate Meldung)

PILATUS: Dem Schweizer Flugzeughersteller Pilatus droht möglicherweise neues Ungemach in Indien: Die indische Flugwaffe soll beschlossen haben, auf den Kauf von 38 neuen Pilatus PC-7-Trainingsmaschinen zu verzichten. Dies berichtet die "SonntagsZeitung" unter Verweis auf eine Meldung der Zeitung "Hindustan Times". Die zweitgrösste englischsprachige Zeitung Indiens beruft sich auf zwei hochrangige Beamte, die anonym bleiben wollen. Bei den geplanten 38 Maschinen handelt es sich den Angaben zufolge um eine zusätzliche Kaufoption zur 2012 getätigten Grossbestellung über 75 Trainingsflugzeuge. Der Stanser Flugzeugbauer ist in Indien seit längerem mit Korruptionsvorwürfen konfrontiert. Es geht dabei um die abgeschlossene Lieferung der 75 PC-7-Flieger. Die indische Bundespolizei CBI wirft Pilatus vor, 2010 einem Waffenhändler eine Million Franken überwiesen zu haben, um den Auftrag zu erhalten. (SoZ, S. 33)

GAM: Die Aktien des Schweizer Vermögensverwalters GAM haben am Dienstag über 10 Prozent ihres Wertes verloren, obwohl keine Neuigkeiten über den Geschäftsverlauf bekannt gegeben wurden. Erst am Mittwochmorgen wurde eine Ad-hoc-Meldung verschickt mit der Verlustschätzung für das erste halbe Jahr. Der Verlust war höher als von den meisten Analysten erwartet. Die "SonntagsZeitung" vermtutet nun, dass es Insider gab, die ihr Wissen ausgenützt haben. GAM habe dies allerdings verneint. Ein Kursverlust von 10 Prozent an einem Tag sei seit der Krise im letzten Jahr leider nichts Aussergewöhnliches, hätte ein Sprecher auf Anfrage gesagt. (SoZ, S. 33)

GESUNDHEITSPOLITIK: Der grösste Schweizer Krankenkassenverband Santésuisse warnt angesichts geplanter Reformen im Gesundheitswesen vor Zusatzausgaben in der Höhe von zehn Milliarden Franken pro Jahr. Würden alle derzeit in Bern gewälzten Pläne verwirklicht und müssten die Prämienzahler die Mehrkosten dafür alleine stemmen, würden die Prämien um über 30 Prozent steigen, berichtet der "SonntagsBlick" Schätzungen des Verbandes. Demnach schlägt der geplante neue Ärztetarif Tardoc als Nachfolger für Tarmed mit zusätzlichen drei Milliarden Franken zu Buche, die Pflege-Initiative mit fünf Milliarden. Die Zulassung neuer Krebsmedikamente würde gemäss der Schätzung eine Milliarde Zusatzkosten verursachen. Weitere Projekte wie ein einfacherer Zugang zu psychologischen Leistungen kosten ebenfalls eine Milliarde mehr. Santésuisse-Präsident Heinz Brand sagte im Interview: "Das System ist von Egoismus und Eigennutz getrieben". Er warnte, dass der Mittelstand doppelt belastet werde, nämlich über die Prämien und die Steuern. ("Sonntagsblick")

NEGATIVZINSEN: Anstatt der Nationalbank Negativzinsen zu bezahlen, gewähren Banken ausgewählten Firmenkunden lieber Kredite zum Nulltarif. Alleine der St. Galler Kantonalbank sind Immobilienfinanzierungen in der Höhe von 300 Millionen Franken entgangen. Weil Konkurrenten Gratiskredite offeriert haben, wie es bei der Bank heisst. Solche Kredite zum Nulltarif erhalten zwar nur grosse Immobilieninvestoren mit einer erstklassigen Bonität. Um Einzelfälle handle es sich aber nicht, sagt Michael Kunz, Analyst bei der Zürcher Kantonalbank zur "NZZ am Sonntag". "Es macht für Banken im Moment ökonomisch durchaus Sinn, Immobilieninvestoren während einiger Monate Gratisgeld zu verleihen - anstatt es bei der Nationalbank zu parkieren und darauf Negativzinsen zu bezahlen." (NZZaS, S. 25)

ALSO: Der CEO der Innerschweizer Also-Gruppe, Gustavo Möller-Hergt, will den IT-Distributor von der klassischen Logistik hin zu lukrativeren Bereichen ausrichten wie dem Geschäft mit Dienstleistungen aus dem Internet, der Cloud oder dem Internet der Dinge. Das sagte er der Zeitung "Finanz und Wirtschaft". "Nach den Investitionen in unsere IT und dem Umbau des Personals steht der Ausbau unseres Know-how in künftige Technologien an, etwa durch gezielte Zukäufe", sagte der CEO gegenüber der Zeitung. Die Transformation des Traditionsunternehmens schliesse einen Personalabbau ebenso ein wie Akquisitionen. Anleger könnten mittelfristig profitieren, so der CEO. Ein wichtiger Treiber im sogenannten As-a-Service-Geschäft ist der Also Cloud Marketplace. "Als 2011 unser Cloud-Geschäft an den Start ging, habe ich geschmunzelt", wird Möller-Hergt zitiert. "Heute ist die Monetarisierung des Arbeitsplatzes durch ein Nutzungs- statt durch ein Verbrauchsmodell ein wichtiger Pfeiler unseres Unternehmens", so der Manager zum Umbau des Unternehmens. (FuW, S. 8).

ALPINE SELECT: Der Verwaltungsratspräsident der Beteiligungsgesellschaft Alpine Select, Raymond Bär, hat eine Vorliebe für Hedge Funds. Das sagt er in einem Interview mit der Samstagsausgabe der Zeitung "Finanz und Wirtschaft". Alpine Select will sich derzeit von einer Beteiligungsgesellschaft mit Positionen u. a. in HMB Healthcare zu einem öffentlich zugänglichen Vermögensverwalter wandeln. Zunächst ist dabei der Profi-Fonds Alpine Select Alternative im Angebot, an dem die Gesellschaft selbst die Mehrheit hält. Die Performance war 2018 jedoch ungünstig. "Die Lancierung durch Sacheinlage von 17 Hedge Funds geschah im Mai 2018 zum denkbar ungünstigsten Zeitpunkt", sagte Bär in dem Interview. Im ersten Halbjahr 2019 seien nun aber fünf positive Monate verzeichnet worden. Die drei Einzelanlagen in kotierte Unternehmen - HMB Healthcare, Castle Alternative sowie Vifor Pharma - brächten derweil einen wichtigen Beitrag zur Stabilität des Portfolios. "Die Aktien von Vifor sind nach wie vor unterbewertet", so Bär. (FuW, S. 10).

SRG: Die Schweizerische Radio- und Fernsehgesellschaft (SRG) hat sich in ihrer Buchhaltung um mehrere Millionen Franken verkalkuliert und jahrelang unvollständige Angaben gemacht. Wie die "SonntagsZeitung" berichtet, kalkulierte der Konzern seit 2011 mögliche Zahlungsausfälle bei Radio- und TV-Gebühren nicht mehr ein. Der Fehler hatte zur Folge, dass fortan "das Jahresergebnis und die Gewinnreserven zu gut dargestellt worden sind", wie die SRG im aktuellen Jahresbericht eingesteht. Der Medienkonzern passte nun nachträglich die Bilanz von 2017 an. Das Eigenkapital wurde um 26 Millionen Franken gekürzt. Bemerkt habe man den Irrtum im vergangenen Dezember beim Wechsel von der Billag zur Serafe. Es handle sich um einen buchhalterischen Fehler auf Seite der SRG, sagte ein SRG-Sprecher der Zeitung. Dem Bericht zufolge kalkulierte die SRG auch für 2019 falsch und ging von zu hohen Werbeeinnahmen aus. Das Unternehmen räumt laut der Zeitung ein, dass weitere Sparmassnahmen "nicht ausgeschlossen" sind. (SoZ, S. 4)