Die Branche müsse "nachhaltiger und digitaler" werden, sagte Bundeskanzlerin Angela Merkel am Montag bei der 12. Nationalen Maritimen Konferenz. Wirtschaftsminister Peter Altmaier forderte, noch vor 2030 ein emissionsfreies Schiff vom Stapel laufen zu lassen: "Aus Deutschland soll das erste Nullemissions-Kreuzfahrtschiff kommen."

Nach der Corona-Pandemie gebe es Hoffnung auf eine Erholung der Weltwirtschaft, sagte Merkel mit Blick auf den Einbruch, der die Schifffahrt besonders getroffen hat. Es werde aber noch einige Zeit dauern, bis das Vorkrisenniveau wieder erreicht sei.

Altmaier warnte vor der sich verstärkenden internationalen Konkurrenz: "Die USA fordern von der Seeschifffahrt Null Emissionen 2050." Auch maritime Industrieländer wie Japan oder Südkorea hätten sich ambitionierte Klimaschutzziele gesetzt. Es werde einen breiten internationalen Wettbewerb um die besten Antriebe geben. "Diesen Wettbewerb wollen wir gewinnen", sagte Altmaier. Die Politik wolle die Branche dabei auch vor unfairem Wettbewerb etwa gegen China schützen, bei denen der Staat sehr viel direkter helfe. Deshalb wolle er das Thema im Juli beim G20-Handelsministertreffen ansprechen. "Anti-Dumping-Maßnahmen reichen hier nicht aus", sagte der CDU-Politiker. Deutschland habe zudem riesiges Potenzial beim Bau von Offshore-Windanlagen.

Die Ministerpräsidentin von Mecklenburg-Vorpommern, Manuela Schwesig (SPD), hatte zuvor vom Ziel einer CO2-freien Ostsee gesprochen. Am Montag wurde die größte Landstromanlage Europas im Hafen Rostock-Warnemünde eingeweiht. Damit sollen dort liegende Schiffe stärker als bisher mit sauberem Strom etwa aus Windenergie versorgt werden. Bislang ist es beispielsweise für Hochseeschiffe in Hamburg oder Bremen wirtschaftlicher, ihren Strom selbst zu erzeugen. Dabei wird aber meist Diesel oder das noch umweltschädlichere Schweröl eingesetzt, was auch die Luft in den Hafenstädten belastet.

Im Marine-Schiffbau wird es laut Bundesregierung weitere Fusionen geben müssen. Ziel sei, die nordeuropäische Zusammenarbeit in diesem Bereich zu forcieren, sagte der Koordinator der Bundesregierung für die maritime Wirtschaft, Norbert Brackmann. Eine weitere Konsolidierung der Branche sei nötig und werde auch kommen. "Deswegen haben wir sehr offensiv begleitet, auch die Gespräche zwischen den großen Werften, die im Marine-Schiffbau unterwegs sind." Ziel sei eine bessere Arbeitsteilung in Europa. "Da ist eine solche Zusammenarbeit zwischen den in Deutschland beteiligten Werften extrem hilfreich."

Thyssenkrupp schaut sich für seinen Marine-Schiffbau nach möglichen Partnern um. Gesucht werde für die Werftentochter Marine Systems eine nationale oder europäische Lösung. Aus Sicht des Konzerns kann sich der Schiffbau mit weiteren Zusammenschlüssen langfristig besser im internationalen Wettbewerb behaupten. Die Werften Lürssen und German Naval Yards Kiel hatten 2020 angekündigt, sich im Marinebereich zusammenzuschließen. Thyssenkrupp Marine Systems hatte sowohl Gespräche mit Lürssen als auch mit der italienischen Fincantierigeführt. Die IG Metall hatte zuletzt vor einem massiven Verlust von Arbeitsplätzen im Schiffbau gewarnt. Mehr als ein Drittel der 18.000 Jobs auf den deutschen Werften seien akut gefährdet. Eine Konsolidierung könne helfen, die Schlüsseltechnologie zu sichern, wenn sie nicht zulasten der Beschäftigten gehe.