Düsseldorf (Reuters) - Die IG Metall hat von einer neuen Regierung einen klaren Kurs in der Frage einer Konsolidierung der Schiffbauindustrie mitsamt einer Fusion von Thyssenkrupp Marine Systems und der Lürssen-Werft gefordert.

"Die neue Bundesregierung muss klären, inwieweit sie eine Konsolidierung will", sagte der Bezirksleiter der IG Metall Küste, Daniel Friedrich, am Dienstag bei einem Pressegespräch. Sollte sie dafür sein, dann müsse sie auch bereit sein, mit der Thyssenkrupp-Werften-Tochter TKMS und Lürssen stärker ins Gespräch zu kommen, als das zuletzt der Fall gewesen sei. Es gebe immer wieder Wasserstandsmeldungen über eine mögliche Fusion. Im Moment gehe er davon aus, dass das kurzfristig keine Realisierungschance habe.

"Wir glauben, dass es wichtig ist, dass wir zu einer Konsolidierung im Marineschiffbau kommen, nicht nur in Deutschland, sondern in Europa", betonte Friedrich. Zwar berge jede Konsolidierung auch durch Synergien ein Risiko für die Beschäftigten, etwa weil man nur noch eine Zentrale benötige statt zwei. Auf der anderen Seite sei aber klar, dass ohne eine stärkere Zusammenarbeit hierzulande und in Europa, die Chancen, die es im Marineschiffbau gebe, an Deutschland vorbei gingen. Die Bildung eines nationalen Champions und danach auch eine Fortsetzung auf europäischer Ebene wäre ein wichtiger Schritt. Es seien aber wieder zwei Jahre vergangen, ohne dass man nach vorne gekommen sei. Die Beteiligten schauten sich auch nach anderen Lösungen um. Auch deshalb sei die neue Regierung gefordert.

Auch Thyssenkrupp hatte sich für die Gründung eines nationalen Champions ausgesprochen - allerdings ohne Erfolg. Thyssenkrupp Marine Systems hatte sowohl Gespräche mit Lürssen als auch mit dem italienischen Konzern Fincantieri geführt.

Thyssenkrupp Marine Systems baut unter anderem U-Boote und Fregatten. Lürssen betreibt neben dem Marinebereich auch den Bau von Yachten. TKMS beschäftigt der Gewerkschaft zufolge in Kiel, Hamburg und Emden insgesamt rund 3617 Mitarbeiter. Lürssen mit Hauptsitz in Bremen und weiteren Standorten kommt demnach auf 2969. Ingesamt seien nach einer Befragung von Betriebsräten an Werften in Deutschland derzeit noch 16.653 Mitarbeiter beschäftigt - 1462 weniger als vor einem Jahr. In diesem Jahr werde ein weiterer Abbau befürchtet. Jeder dritte Betrieb rechne mit einem Jobabbau.