LIPPSTADT (dpa-AFX) - Der Autozulieferer Hella rechnet weiter mit spürbaren Einschränkungen der Geschäfte in Folge des Teilemangels. Unternehmenschef Rolf Breidenbach geht erst zu Beginn oder Mitte des Kalenderjahres 2023 von einer bedeutenden Verbesserung der Lage rund um fehlende Elektronikchips aus, wie er am Donnerstag in einer Telefonkonferenz sagte. Im zweiten Geschäftsquartal mussten die Lippstädter wegen der bereits bekannten Einbußen bei Umsatz und Ergebnis auch einen deutlichen Gewinneinbruch hinnehmen.

Der Scheinwerferspezialist hatte wegen der mauen Autokonjunktur bereits Ende November die Aussichten für das laufende Geschäftsjahr (Ende Mai) erneut gesenkt, da das Management auch in der zweiten Geschäftsjahreshälfte nicht mit einer Markterholung rechnet. Auch in der zweiten Hälfte dieses Kalenderjahres dürfte es nur eine leichte Erholung bei der branchenweit grassierenden Chipknappheit geben, sagte Breidenbach. Das Thema werde die Branche weiter in Atem halten.

Der Umsatz von Hella sackte in den Monaten September bis November um 11 Prozent auf 1,56 Milliarden Euro ab. Das um Sondereffekte bereinigte Ergebnis vor Zinsen und Steuern schmolz um rund 70 Prozent auf 64 Millionen Euro ab. Unter dem Strich verdienten die Westfalen mit 47 Millionen Euro gut zwei Drittel weniger als ein Jahr zuvor. Die Aktie des kurz vor der Übernahme durch den französischen Faurecia-Konzern stehenden Unternehmens lag am Vormittag 0,3 Prozent im Minus bei 62,30 Euro.

Finanzchef Bernard Schäferbarthold sprach von hohen Zusatzkosten wegen der Bauteileknappheit, vor allem bei Elektronikchips. Die Halbleiter musste Hella teils auf sogenannten Brokermärkten kaufen, auf denen die Preise laut dem Finanzchef oft doppelt bis zehnmal so hoch liegen wie die Normalpreise - und in Einzelfällen auch noch darüber. Tendenziell sei Hella gegenüber den eigenen Kunden in der Lieferverpflichtung, auch wenn Hella selbst kaum Teile bekomme. Daher ist dem Manager zufolge auch viel Kapital für die Lagerhaltung von Vorräten gebunden. Daneben schlugen hohe Rohstoffpreise und gestiegene Entwicklungskosten zu Buche.

Die bereinigte operative Marge (Ebit) fiel im Jahresvergleich um 8 Prozentpunkte auf 4,1 Prozent. Die Ende November gesenkten Aussichten für das Geschäftsjahr 2021/22 (Ende Mai) bestätigte das Management. Hella rechnet mit einem währungs- und portfoliobereinigten Umsatz von 5,9 bis 6,2 Milliarden Euro und einer um Sondereffekte bereinigten operativen Marge von 3,5 bis 5,0 Prozent.

Hella gehört seit November mehrheitlich dem Faurecia-Konzern. Die Franzosen haben sich 79,5 Prozent der Hella-Aktien gesichert. Die Übernahme muss allerdings noch von Behörden freigegeben werden. Faurecia und Hella rechnen Ende Januar mit dem Abschluss des Deals. Dann soll die Zusammenarbeit beginnen und Einsparungen unter anderem im Einkauf möglich machen.

Bei Hella ist mittlerweile auch der aktivistische US-Investor Paul E. Singer über seinen Hedgefonds Elliott Management mit einem Anteil von 10,75 Prozent eingestiegen. Singer sorgt in Übernahmeprozessen oft für Unruhe, um daraus Kapital zu schlagen. Der geplante Zusammenschluss liege aber im Plan, sagte Breidenbach. Mit Elliott bestehe Kontakt wie mit anderen Investoren auch, zu dessen Absichten könne er aber nichts sagen./men/jcf/mis