LIPPSTADT (Dow Jones)--Der Licht- und Elektronikspezialist Hella und der französische Automobilzulieferer Faurecia haben eine Vereinbarung über den Zusammenschluss beider Unternehmen unterzeichnet. Dies teilten Hella und Faurecia am Samstagabend mit. In dem Zuge übernimmt Faurecia das 60 Prozent-Aktienpaket der Hella-Poolaktionäre zum Preis von 60 Euro je Aktie. Faurecia erwirbt den 60-Prozent-Anteils per Barzahlung von 3,4 Milliarden Euro sowie der Ausgabe von bis zu 13.571.428 neuen Faurecia-Aktien. Die Transaktion bewertet Hella mit rund 6,7 Millrarden Euro.

Zudem hat Faurecia ein freiwilliges öffentliches Übernahmeangebot zum Erwerb der weiteren Hella-Aktien zum Angebotspreis von 60 Euro angekündigt. Der Bruttoangebotspreis - inklusive der erwarteten Dividende in Höhe von EUR 0,96 - je Hella-Aktie liegt bei 60,96 Euro. Dies entspricht einer Prämie von 33 Prozent auf den letzten unbeeinflussten Aktienkurs in Höhe von 45,80 Euro und von 24 Prozent auf den letzten unbeeinflussten 3-Monats-Durchschnittskurs in Höhe von 49,10 Euro.

Der Vollzug der Transaktion stehe unter dem Vorbehalt regulatorischer Freigaben und werde für Anfang 2022 erwartet, teilte Hella mit. Über eine Rückbeteiligung in Höhe von bis zu neun Prozent werden die derzeitigen Poolaktionäre von Hella an der börsennotierten Obergesellschaft beteiligt bleiben und Hella somit auch in Zukunft eng begleiten. Vor dem Hintergrund soll auch ein Pool-Vertreter dem Verwaltungsrat von Faurecia beitreten.

Hella und Faurecia werden durch Zusammenschluss ihrer Aktivitäten zum siebtgrößten Automobilzulieferer weltweit aufsteigen. Hierdurch eröffne sich signifikantes Potenzial für weiteres profitables Wachstum, teilte Hella weiter mit. "Faurecia und Hella passen sehr gut zusammen. Das gilt insbesondere mit Blick auf Produktspektrum und Marktabdeckung. Zudem legen beide Partner hohen Wert auf konsequente Kundenorientierung, operative Exzellenz und Technologieführerschaft", sagte Rolf Breidenbach, Vorsitzender der HELLA Geschäftsführung: "Von daher ist es naheliegend, dass wir unsere Kräfte bündeln, um die Zukunft der Mobilität in vorderster Reihe gemeinsam voranzutreiben. Mit Faurecia an unserer Seite werden wir diesbezüglich noch mehr Möglichkeiten haben als bisher."

"Dieser Zusammenschluss ist eine einzigartige Gelegenheit, einen weltweit führenden Anbieter für Automobiltechnologien zu schaffen. Ich bin überzeugt, dass Faurecia und Hella hervorragend zueinander passen, da wir eine gemeinsame Vision, Werte und Kultur haben", sagte Faurecia-CEO Patrick Koller.

Hella hatte vor kurzem selbst bestätigt, dass die Eigentümerfamilie bis zum Wochenende ein Ergebnis des von ihr initiierten Verkaufsprozesse bekannt geben wollte. Informationen der Agentur Reuters zufolge hatten drei Autozulieferer Interessen: Die französischen Konzerne Faurecia und Plastic Omnium sowie der fünftgrößte deutsche Autozulieferer, der Stuttgarter Kolben- und Klimaanlagen-Hersteller Mahle. Die Offerten lägen jeweils bei rund 60 Euro je Hella-Aktie, so Informanten gegenüber Reuters.

Hella hatte erklärt, Verhandlungen mit allen Kaufinteressenten über den Abschluss einer aus seiner Sicht "akzeptablen Zusammenschlussvereinbarung" beendet zu haben. Die Interessen des Unternehmens würden damit "weitreichend geschützt" werden.

Im abgelaufenen Geschäftsjahr 2020/21 (per Ende Mai) erwirtschaftete Hella mit etwa 39.000 Mitarbeitern ein Umsatzplus von 13 Prozent auf 6,5 Milliarden Euro. Die im MDAX notierte Hella zählt damit zu den größten und margenstarken deutschen Autozulieferern. Die operative Rendite lag zuletzt bei 8 Prozent.

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August 15, 2021 02:37 ET (06:37 GMT)