LIPPSTADT/NANTERRE (dpa-AFX) - Der französische Autozulieferer Faurecia rechnet nach der Übernahme des deutschen Scheinwerfer-Spezialisten Hella mit einem höheren Einsparpotenzial. Bis 2025 sollen Kosten in Höhe von 250 Millionen Euro eingespart werden, wie das Unternehmen am Montag in Nanterre mitteilte. Zuvor war das Management von ergebniswirksamen Einsparungen in Höhe von über 200 Millionen Euro jährlich ausgegangen.

Beide Unternehmen hätten 200 Maßnahmen identifiziert, erläuterte Faurecia-Chef Patrick Koller in einer Online-Pressekonferenz. Zu den Synergien werde vor allem der Einkauf beisteuern, aber auch der Vertrieb. So erhalte Hella einen verbesserten Zugang zu Erstausrüstern aus Japan.

Nach der milliardenschweren Hella-Übernahme will Faurecia künftig unter dem Namen Forvia firmieren. Forvia werde die strategische Aufsicht über Faurecia und Hella haben, teilten die Franzosen weiter mit. Faurecia und Hella sollen weiterhin als zwei rechtlich unabhängige Unternehmen agieren, aber gemeinsam unter der Dachmarke auftreten. Die Produkte wie Ersatzteile sollen aber weiterhin unter den bisherigen Markennamen vertrieben werden.

Faurecia hatte Ende Januar die Mehrheitsübernahme des Scheinwerferspezialisten aus dem MDax abgeschlossen und hält seitdem 80,6 Prozent an dem Unternehmen aus Westfalen. Gemäß früheren Angaben ist bei Hella auch der aktivistische US-Investor Paul Singer über seinen Hedgefonds Elliott Management mit einem Anteil von über zehn Prozent eingestiegen. Hella solle an der Börse notiert bleiben, sagte Koller.

Nach der Übernahme sei man der siebtgrößte Automobilzulieferer weltweit mit über 150 000 Mitarbeitern, hieß es. Zu den Konkurrenten gehören etwa die deutschen Unternehmen Bosch und Continental. Faurecia-Chef Koller bekräftigte das Ziel von mehr als 33 Milliarden Euro Umsatz im Jahr 2025. Vom Umsatz sollen 2025 mehr als 8,5 Prozent als Gewinn vor Steuern und Zinsen (Ebit-Marge) beim Unternehmen hängen bleiben. Zum Vergleich: 2020 hatte Faurecia 14,7 Milliarden Euro, Hella im Geschäftsjahr 2020/2021 (bis 31. Mai) 6,5 Milliarden Euro erlöst.

Hella wird 2022 von Juni bis Dezember nun ein Rumpfgeschäftsjahr einschieben. Ab 2023 soll das Geschäftsjahr dann mit dem Kalenderjahr übereinstimmen. Hella beschäftigte Ende Mai 2021 weltweit rund 36 500 Menschen.

Mit dem Zusammenschluss seien wesentliche Voraussetzungen dafür geschaffen, gemeinsam mit Faurecia zusätzliche Absatzmöglichkeiten zu erschließen und Synergiepotenziale zu realisieren, sagte der scheidende Hella-Chef Rolf Breidenbach. Der Manager wird seinen Posten Mitte des Jahres niederlegen. Der Manager und der Gesellschafterausschuss hätten sich einvernehmlich auf das Ende des Geschäftsführervertrags zum 30. Juni geeinigt, hatte Hella bereits am Freitag mitgeteilt. Über seine Nachfolge solle zeitnah entschieden werden.

Die IG Metall Hamm-Lippstadt hat keine Hinweise auf große Umstrukturierungen bei Hella nach der Übernahme. "Die Mitbestimmungsstrukturen sollen erhalten bleiben", erklärte die Erste Bevollmächtigte Britta Peter. Das Umsatzziel von über 33 Milliarden Euro nannte sie "ambitioniert". Die Gewerkschaft plant für Donnerstag eine Online-Informationsveranstaltung "Unsere Erfahrungen mit Faurecia". Am Hauptsitz in Lippstadt (Kreis Soest) sind laut IG Metall rund 5600 Menschen beschäftigt, in Hamm weitere 1000./mne/tob/stw/men