FRANKFURT (dpa-AFX) - Stark gelaufene deutsche Biotech-Aktien haben am Dienstagmorgen deutlich unter Druck gestanden. Dabei kehrten die Anleger insbesondere den beiden Corona-Impstoffherstellern Biontech und Curevac den Rücken zu. "Das sind reine Gewinnmitnahmen, nachdem die Impfungen nun tatsächlich angelaufen sind", sagte ein Händler.

Aktien des Mainzer Herstellers Biontech verloren auf der Handelsplattform Tradegate zuletzt mehr als sechs Prozent. Curevac-Papiere erwischte es mit mehr als 13 Prozent Abschlag noch heftiger. In diesem Sog ging es auch für die im MDax notierten Aktien des Hamburger Wirkstoffforschers Evotec um rund ein Prozent nach unten.

Biontech bekam in der Europäischen Union (EU) als erster Hersteller zusammen mit seinem US-Partner Pfizer eine Zulassung für seinen Corona-Impfstoff. In Deutschland waren die Impfungen mit dem Mittel am Wochenende gestartet. Mit der Aussicht auf eine Zulassung befinden sich die Biontech-Papiere aber bereits seit Mitte Dezember im Abwärtsmodus - zuvor hatte sich ihr Wert seit Jahresbeginn allerdings auch mehr als verdreifacht.

Der Aktienkurs der erst Mitte August an die Börse gegangenen Curevac hatte sich binnen vier Monaten ebenfalls verdreifacht, doch seit dem Hoch Mitte Dezember hat sich der Kurs bis dato nahezu halbiert. Hier könnte womöglich auch eine Rolle spielen, dass sich Curevacs Impfstoff anders als der von Biontech noch in der Studienphase befindet und noch kein Zulassungsantrag gestellt wurde.

Bei Biontech allerdings täten erste Berichte über Lieferkettenprobleme, wie etwa bei der Kühlung des Impfstoffs, den Kursen ebenfalls nicht gut, ergänzte der Börsianer. "Da stellen sich einige lieber an die Seitenlinie." Hinzu komme, dass Anleger die bereits bei hohen Kursen eingestiegen seien, oftmals eine automatische Verkaufsorder setzten. Ziel sei, bei sinkenden Kursen ihre Verluste zu begrenzen - dies könne die Ausschläge nach unten in den jeweiligen Aktien aber schnell erhöhen.

Inzwischen bereitet den Anlegern auch eine neue Mutation des Corona-Virus zunehmend Sorgen. Die Experten der Commerzbank gehen jedoch davon aus, dass die auf dem Botenmolekül mRNA basierenden Impfstoffe, wie sie von Biontech und etwa dem US-Unternehmen Moderna kommen, auch gegen die neue Form des Erregers helfen. Das Molekül regt im Körper die Bildung eines Virus-Eiweißes an, das wiederum eine Immunreaktion auslöst. Auch Curevac testet einen mRNA-Impfstoff./tav/gl/jha/