Frankfurt (Reuters) - Nach dem schwierigen Corona-Jahr 2020 hofft die Chemiebranche im kommenden Jahr wieder auf Zuwächse.

"Die Stimmung in unseren Unternehmen ist mehrheitlich zuversichtlich", sagte der Präsident des Branchenverbands VCI, Christian Kullmann, am Mittwoch in Frankfurt. "Mehr als die Hälfte rechnet für das nächste Jahr mit einem Umsatzplus im In- und Ausland." Die Erholung brauche aber Zeit und stehe auf wackeligen Füßen. "Wir werden gute Chancen haben, ordentlich aufzuholen, wir werden uns aber Ende des Jahres auf einem Niveau wieder finden, das keinen Anlass bietet, Champagnerkorken knallen zu lassen."

2021 werde sich die Nachfrage nach Chemikalien nur langsam erholen, sagte Kullmann, der auch Vorstandschef beim Spezialchemiekonzern Evonik ist. Zwar dürfte die Branche die Talsohle bereits im zweiten Quartal 2020 durchschritten haben. Die Mehrheit der Unternehmen geht laut einer aktuellen Mitgliederumfrage des VCI jedoch davon aus, die Krise frühestens im Jahr 2022 überwunden zu haben. Ein Viertel erwartet, den Rückgang bis Ende nächsten Jahres aufholen zu können. Kullmann gab allerdings zu bedenken, dass man dann erst das Niveau des Jahres 2019 wieder erreicht habe, in dem der Branchenumsatz um mehr als drei Prozent gefallen war.

Für das kommende Jahr prognostiziert der VCI einen Anstieg der chemisch-pharmazeutischen Produktion um 1,5 Prozent und einen Umsatzanstieg um 2,5 Prozent. Die Preise sollten um ein Prozent zulegen. Allerdings dürfte die Zahl der Beschäftigten um ein Prozent sinken. Das liege am Strukturwandel in der Branche, der durch die Coronakrise beschleunigt werde.

2020 wird die Pandemie tiefe Spuren in Deutschlands drittgrößtem Industriezweig nach der Autobranche und dem Maschinenbau hinterlassen. Der VCI rechnet unverändert mit einem Produktionsrückgang von drei Prozent und einem Umsatzminus von sechs Prozent. Die Chemikalienpreise dürften um zwei Prozent fallen. Kullmann sprach von "erheblichen Belastungen", allerdings sei die Chemiebranche von der Krise insgesamt weniger stark betroffen als andere Wirtschaftszweige. Die Zahl der Beschäftigten dürfte in diesem Jahr mit 464.000 noch stabil geblieben sein.