AT&T gab am Montagabend bekannt, dass es Ericsson auserwählt hat, um ein Telekommunikationsnetzwerk aufzubauen, das ausschließlich die sogenannte ORAN-Technologie nutzt. Bis Ende 2026 soll es 70% des drahtlosen Datenverkehrs in den USA abdecken. Das ORAN-Netzwerk (Open Radio Access Network) verspricht, die Kosten für Telekommunikationsbetreiber erheblich zu senken, da es Cloud-basierte Software und Geräte von vielen Anbietern nutzt, anstatt sich auf proprietäre Geräte von Unternehmen wie Nokia, Ericsson oder Huawei zu verlassen, die nicht miteinander kommunizieren.

Obwohl mehrere Telekommunikationsbetreiber, darunter Telefonica und Vodafone, diese Technologie getestet haben, verlief ihre breite Einführung bei bestehenden Betreibern schleppend. Die neuen Netzwerke von Dish und dem japanischen Unternehmen Rakuten nutzen ORAN. AT&T hat diese Technologie seit Monaten mit einem Team von mehreren hundert Personen analysiert. "Alle neuen Geräte, die wir auf den Markt bringen, werden ORAN-kompatibel sein", sagte Chris Sambar, Präsident von AT&T Network, gegenüber Reuters. Die Ausgaben von AT&T könnten sich in den fünf Jahren, in denen der Vertrag mit Ericsson läuft, auf fast 14 Milliarden US-Dollar belaufen, erklärte das Unternehmen.

Schwerer Schlag für Nokia

Der Gewinn des Open RAN-Vertrags macht Ericsson zum größten Lieferanten von AT&T - auf Kosten von Nokia - dessen Aktien in den letzten zwei Tagen um rund 6 Prozent fielen. Nokia erlitt auch schon 2020 einen herben Rückschlag, als Samsung einen Vertrag über 6,64 Milliarden Dollar zur Lieferung von 5G-Ausrüstung an Verizon in den USA gewann.

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Ericsson erholt sich, Nokia sinkt

ORAN hatte Schwierigkeiten, da die großen Telekommunikationsanbieter sich weigerten, ihre proprietären Schnittstellen für andere Unternehmen zu öffnen - aus Angst, Marktanteile zu verlieren. Ericsson erklärte sich jedoch bereit, diese Schnittstellen zu öffnen. AT&T wird auch weiterhin Verträge mit anderen ORAN-Anbietern außerhalb dieser Vereinbarung haben und plant vollständig integrierte Open RAN-Standorte, die in Zusammenarbeit mit Ericsson und Fujitsu ab 2024 betrieben werden. Bis 2025 wird das Netz des Unternehmens über Geräte von mehreren Anbietern verfügen.