Laufenburg (awp) - Die Coronapandemie hat dem deutsch-schweizerischen Energieversorger Energiedienst einen Strich durch die Rechnung gemacht. Trotz mehr Einnahmen musste das Unternehmen im ersten Halbjahr einen Gewinnrückgang hinnehmen und wird das EBIT-Ziel für das Gesamtjahr verfehlen.

Der Betriebsertrag sei im ersten Semester um 10 Prozent auf 531,7 Millionen Euro gestiegen, teilte die Firma am Freitagabend in einem Communiqué mit. Eine positive Preisentwicklung im Stromvertriebsgeschäft, die gestiegenen Stromhandelsmengen, ein Anstieg der durchlaufenden regulatorischen Geschäfte sowie höhere Netznutzungserlöse hätten im Wesentlichen zu diesem Plus geführt.

Der Absatz von Strom und Gas kletterte ebenfalls um gut 10 Prozent auf 4,6 Milliarden Kilowattstunden (kWh). Dabei stieg das Volumen im Stromhandelsgeschäft. Der Stromabsatz an Kunden sei hingegen um 123 Millionen kWh gesunken. "Der rückläufige Stromabsatz im Endkundengeschäft ist zum grossen Teil auf den verringerten Stromverbrauch im Geschäftskundenbereich wegen der Coronapandemie zurückzuführen", schrieb Energiedienst.

Börsencrash schlägt durch

Die positiven Einflüsse hätten aber die negativen Effekte aus dem Kapitalmarkt nicht vollständig kompensieren können. Das Betriebsergebnis (EBIT) sank um 1,3 Millionen auf 12,2 Millionen Euro. Schuld ist der Börsencrash vom März, der zu Bewertungseffekten bei der Personalvorsorge Deutschland führte, die ins Ergebnis einflossen. Da die Energiedienst Holding ihre Geschäftszahlen nach der Schweizer Rechnungslegung FER publiziert, werden diese Effekte direkt im EBIT gebucht.

Ohne die ergebniswirksamen Bewertungseffekte aus der Personalvorsorge Deutschland wäre der bereinigte EBIT um 8 Millionen auf 24 Millionen Euro gestiegen, hiess es. "Operativ steht die Energiedienst-Gruppe im ersten Halbjahr 2020 besser da als im Vorjahreszeitraum. Das ist sehr erfreulich", erklärte Firmenchef Jörg Reichert im Communiqué.

Auch das Finanzergebnis litt unter der Talfahrt der Wertschriften und wies einen Verlust von 3 Millionen Euro aus. Der Halbjahresgewinn von Energiedienst schrumpfte daher auf 7,8 Millionen Euro von 13,4 Millionen im Vorjahr.

EBIT-Ziel wird verfehlt

"Die Coronapandemie wird voraussichtlich auch das Ergebnis im zweiten Halbjahr belasten", schrieb das Unternehmen. Diese Belastungen würden zum einen durch die negativen Kapitalmarktentwicklungen verursacht, die sich über die Personalvorsorge Deutschland im EBIT auswirken. Zudem brauchen vor allem die Industriekunden deutlich weniger Strom.

"Diese Entwicklungen, die aus heutiger Sicht zwar noch nicht abschliessend quantifiziert werden können, führen dazu, dass der im Geschäftsjahr 2020 angestrebte EBIT in Höhe von 41 Millionen Euro nicht erreicht wird", hatte Energiedienst bereits am Dienstag gewarnt. "In Abhängigkeit der Dauer der Corona-Pandemie und seiner Auswirkungen, der Entwicklung des Kapitalmarktes sowie der Wasserführung bis zum Jahresende könnte der geplante EBIT deutlich unterschritten werden."

jb/tt