Berlin/Düsseldorf (Reuters) - Zum Ausgleich der drastisch gestiegenen Energiepreise sollen über 700.000 Haushalte nach Plänen der Bundesregierung einen einmaligen Heizkostenzuschuss von mindestens 135 Euro erhalten.

Für einen Zwei-Personen-Haushalt soll es 175 Euro geben, wie aus einem Reuters am Montag vorliegenden Gesetzentwurf von Bundesbauministerin Klara Geywitz (SPD) hervorgeht. Für jede weitere Person im Haushalt ist ein Zuschlag von 35 Euro vorgesehen. Den Zuschuss hatten SPD, Grüne und FDP im Koalitionsvertrag zugesagt. "Das ist eine spürbare Hilfe, die bei den Haushalten zeitnah ankommt", sagte der baupolitische Sprecher der SPD-Fraktion, Bernhard Daldrup, zu Reuters. Das Vorhaben solle noch im ersten Halbjahr in Kraft treten.

Die Welle drastischer Preiserhöhungen für Strom und Gas setzte sich derweil fort. Stromgrundversorger hätten in 692 Fällen ihre Preise erhöht oder dies angekündigt, teilte das Online-Vergleichsportal Check24 mit. Das seien 52 mehr als eine Woche zuvor. Die Zuschläge lägen im Schnitt bei 65,1 Prozent. Betroffen seien gut 4,3 Millionen Haushalte. Für einen Haushalt mit einem Jahresverbrauch von 5000 Kilowattstunden bedeute dies Zusatzkosten von 1068 Euro pro Jahr. 43 Grundversorger hätten ihre Preise zum Jahreswechsel im Schnitt um 2,2 Prozent gesenkt.

Auch beim Gas drehten viele Versorger an der Preisschraube. Dem Portal zufolge sind in 1066 Fällen Preise erhöht worden oder dies sei angekündigt worden. Die Preiserhöhungen von im Schnitt 71,2 Prozent gelten für gut 3,6 Millionen Haushalte.

ZUSCHUSS-KOSTEN AUF ETWA 130 MIO EURO BEZIFFERT

Die Kosten des Heizkostenzuschusses werden auf etwa 130 Millionen Euro im Bundeshaushalt 2022 beziffert. Nutznießer sollen laut dem Gesetzentwurf etwa 710.000 Haushalte sein, die zwischen Oktober 2021 und Ende März 2022 mindestens einen Monat Wohngeld bezogen haben. Der Entwurf wurde am Montag an die übrigen Ministerien sowie Länder und Verbände verschickt. Das Kabinett wird sich nach Angaben einer Ministeriumssprecherin voraussichtlich am 26. Januar damit befassen.

In den Bundestag eingebracht werden soll das Vorhaben von den Ampel-Fraktionen. "Wir werden das parlamentarische Verfahren sehr schnell abschließen und die Zuschüsse auszahlen können", stellte Daldrup in Aussicht. Die Höhe der Zuschüsse sei angemessen: "Das ist keine Kosmetik, sondern echte Hilfe."

SPD-Generalsekretär Kevin Kühnert rief Strom- und Gasversorger auf, "unter allen Umständen" Strom- und Gassperren zu vermeiden. Betroffenen Haushalten sei dringend zu empfehlen, sich mit Versorgern und Verbraucherschutzzentralen in Verbindung zu setzen, um unnötige Kosten zu vermeiden.