Die ersten Überlegungen verdeutlichen die Bemühungen Berlins, ein gewisses Maß an Kontrolle über wichtige Energieinfrastrukturen zu behalten, eine Strategie, die angesichts möglicher Unterbrechungen der Stromversorgung durch den Ukraine-Krieg noch wichtiger geworden ist.

Deutschland hat sich außerdem sehr ehrgeizige Ausbauziele für Solar- und Windenergie gesetzt, die erhebliche Investitionen in die Stromnetze erfordern, damit diese die erneuerbaren Energien verarbeiten und im ganzen Land verteilen können.

Im Rahmen des deutschen Netzausbauplans könnte allein TransnetBW Investitionen in Höhe von 10 Milliarden Euro (10,7 Milliarden Dollar) benötigen, die auch Suedlink umfassen, ein Projekt mit TenneT zum Transport von Ökostrom aus dem Norden Deutschlands in den Süden.

Eine direkte Beteiligung der KfW würde nicht nur einen zusätzlichen Finanzierungskanal schaffen, sondern der Regierung auch mehr Einfluss bei Entscheidungen über den Netzausbau geben.

EnBW prüft derzeit den Verkauf eines Anteils von 49,9 % an TransnetBW an einen langfristigen Investitionspartner und will im Laufe des Jahres 2022 eine Entscheidung darüber treffen, ob dieser Schritt vollzogen werden soll.

Das 3.100 km (1.940 Meilen) lange Netz könnte im Rahmen eines möglichen Deals mit mehr als 2 Milliarden Euro (2,1 Milliarden Dollar) bewertet werden, obwohl noch keine Entscheidungen getroffen wurden und es keine Garantie dafür gibt, dass der Deal zustande kommt, so die Personen.

Es wird erwartet, dass die KfW einen kleineren Anteil als die 49,9 %, die möglicherweise angeboten werden, übernehmen wird, falls sie sich zum Kauf entschließt, sagten die Personen und fügten hinzu, dass auch Pensionsfonds und Infrastrukturinvestoren an dem Stromnetz interessiert sind.

Die EnBW sagte, sie könne sich zu möglichen Überlegungen der KfW nicht äußern. "Grundsätzlich könnte die KfW jedoch - wie viele andere Investoren auch - ein möglicher Finanzpartner bei der Transaktion sein", sagte der deutsche Energieversorger.

EnBW plant, in den kommenden Wochen die ersten konkreteren Gespräche mit potenziellen Investoren zu führen, hieß es.

Die KfW, die vom deutschen Finanzministerium in Absprache mit dem Wirtschaftsministerium des Landes beaufsichtigt wird, lehnte eine Stellungnahme ab. Auch das Finanzministerium lehnte eine Stellungnahme ab.

Das deutsche Wirtschaftsministerium erklärte, es habe die Verkaufspläne von EnBW für TransnetBW zur Kenntnis genommen und beobachte den Prozess.

Die KfW hat ihre Rolle im deutschen Energieinfrastruktursektor verstärkt. Im Jahr 2018 kaufte sie 20% des TransnetBW-Konkurrenten 50Hertz vom belgischen Mehrheitseigentümer Elia, um einen möglichen Kauf durch Chinas State Grid abzuwenden.

Im März erwarb die KfW eine 50%ige Beteiligung an einem geplanten Terminal für den Import von Flüssigerdgas.

($1 = 0,9352 Euro)