KARLSRUHE (dpa-AFX) - Der Karlsruher Energiekonzern EnBW hat einen Schlussstrich unter den Rechtsstreit mit Technik-Vorstand Hans-Josef Zimmer um umstrittene Russlandgeschäfte gezogen. Es ging um Forderungen von fast 90 Millionen Euro. Hintergrund waren fragwürdige Verträge mit dem russischen Lobbyisten Andrey Bykov, für die es keine ausreichende Gegenleistung gegeben habe und die dem Konzern nach früheren Angaben etwa 130 Millionen Euro Schaden verursacht haben.

Mit einer deutlichen Mehrheit von 99,99 Prozent stimmte die Hauptversammlung am Mittwoch einem Vorschlag von Aufsichtsrat und Vorstand zu, einen Vergleich mit Zimmer einzugehen. Wegen "mehrerer Ereignisse" wie Akteneinsicht bei der Staatsanwaltschaft habe die Lage neu bewertet werden müssen, erklärte Vorständin Colette Rückert-Hennen bei der digitalen Veranstaltung. Demnach seien die Erfolgsaussichten für den Konzern inzwischen geringer als für Zimmer.

In einem Bericht von Aufsichtsrat und Vorstand - ohne Zimmer - heißt es: "In der Gesamtschau überwiegen (...) das Interesse der EnBW AG und des Unternehmens, die rechtliche Aufarbeitung der Russlandgeschäfte endgültig abzuschließen und einen Schlussstrich zu ziehen." Dem Vergleich zufolge nehmen die EnBW und ihre Tochter EnKK ihre Haftungsklagen zurück, Zimmer stimmt dem zu. Alle Beteiligten verzichten auf einen Kostenausgleich.

Zimmer hatte im Sommer 2010 nach Bekanntwerden der Vorwürfe seinen Vorstandsposten niedergelegt. Anfang 2012 kehrte er in sein Amt zurück. Ende Mai geht der 62-Jährige in den Ruhestand. Die Aufgaben werden erweitert und aufgeteilt auf die neuen Vorstandsposten "Systemkritische Infrastruktur" und "Erzeugungs-Infrastruktur"./kre/DP/fba