Domat/Ems (awp) - Als hätte es Corona nie gegeben: Ems-Chemie hat 2021 wieder mehr umgesetzt und verdient als vor der Krise. Nach dem massiven Einbruch im Vorjahr erreichte der Hersteller von Hochleistungs-Polymeren bereits wieder neue Höchstwerte.

Die Kunststoffe von Ems-Chemie kommen in vielen Anwendungen zum Einsatz. Vor allem die Autobauer setzen auf die Ems-Polymere als leichtere Alternative zu Stahl und Co. Der grösste Kundenmarkt von Ems - er steuert mehr als sechs von zehn Franken zum Umsatz bei - hat sich zuletzt wieder erholt, wenn auch nur zögerlich.

Weltweit gingen 2021 rund 2 Prozent mehr Fahrzeuge vom Band, sagte Firmenchefin Magdalena Martullo am Freitag vor den Medien. Im Vergleich zum Vorkrisenjahr 2019 liege das Niveau aber immer noch 14 Prozent tiefer. Eine deutlichere Erholung der globalen Autoindustrie wurde vom Chipmangel verhindert. Sobald die Chipknappheit nachlässt, wird auch der aufgestaute Nachfrageüberhang abgebaut, ist Martullo überzeugt.

Dass Ems 2021 deutlich stärker als der Automobilmarkt gewachsen ist, liegt nicht zuletzt an den zahlreichen Neugeschäften. Die Ems-Ingenieure finden immer neue Anwendungen, wie schwere Stahlteile in Autos durch Kunststoffe abgelöst werden können.

Marge bleibt hoch

In Zahlen ausgedrückt setzte Ems mit seinen Polymeren sowie mit Spezialitätenchemie im letzten Jahr 2,25 Milliarden Franken um, 25 Prozent mehr als im "Coronajahr". Seinerzeit waren die Verkäufe um 16,3 Prozent eingebrochen.

Steigende Kosten für Rohstoffe, Logistik und Energie hätten aber laufend Preisanpassungen notwendig gemacht. Laut der Ems-Chefin lag der Einfluss auf den Umsatz im einstelligen Prozentbereich.

Ems hat die Devise, dass die steigenden Inputkosten konsequent weitergegeben werden. Und das offenbar mit Erfolg: Der Betriebsgewinn auf Stufe EBIT wuchs mit plus 24,3 Prozent auf 640 Millionen Franken fast so stark wie der Umsatz. Die entsprechende Marge ging nur leicht auf immer noch sehr hohe 28,4 Prozent zurück.

Unter dem Strich blieben 553 Millionen Franken - ein Plus von 25,8 Prozent. In der Folge steigt die Dividende auf insgesamt 21 Franken je Aktie. Im Vorjahr hatte es 17 Franken gegeben.

Das bedeutet auch Millionenausschüttungen für Firmenchefin Martullo-Blocher und ihre beiden Schwestern, die zusammen über 60 Prozent von Ems besitzen.

Der übliche Ausblick

Für das laufende Jahr geht Ems von einer instabilen Wirtschaftslage aus. Die Ausgangslage sei grundsätzlich positiv, verschiedene Risiken könnten jedoch die Konjunktur beeinträchtigen.

Gleichzeitig liess es sich die SVP-Nationalrätin nicht nehmen, einen guten Teil der Bilanzmedienkonferenz darauf zu verwenden, die Energie-Politik des Bundesrates zu kritisieren. Sie forderte etwa, dass die Energiekonzerne wieder einen Versorgungsauftrag erhalten.

Für sich selbst rechnet das Unternehmen in 2022 mit einem Nettoumsatz und einem EBIT leicht über Vorjahr.

An der Börse zeigen sich die Anleger ebenfalls positiv: Die Aktie steigt bis am frühen Nachmittag um 2,5 Prozent.

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