Zürich (Reuters) - Der Schweizer Pharmariese Roche hat erneut einen Forschungsrückschlag mit einem neuen Alzheimermedikament zu verkraften.

Der experimentelle Wirkstoff Gantenerumab konnte in zwei großangelegten klinischen Studien der Phase III den kognitiven und funktionellen Verfall bei Patienten im Frühstadium der Krankheit nicht verlangsamen, teilte der Arzneimittelhersteller am Montag mit. Damit wurden die Hauptziele von zwei "Graduate" genannten Studien verfehlt.

"Auch wenn die Graduate-Ergebnisse nicht unseren Erwartungen entsprechen, sind wir stolz darauf, einen qualitativ hochwertigen, klaren und umfassenden Datensatz zur Alzheimer-Krankheit geliefert zu haben, und wir freuen uns darauf, unsere Erkenntnisse zu teilen, während wir weiter nach neuen Behandlungsmöglichkeiten für diese komplexe Krankheit suchen", erklärte Entwicklungschef Levi Garraway. Der Basler Konzern werde weiter an der Entwicklung und Bereitstellung von Tests arbeiten, die eine frühe und genaue Alzheimer-Diagnose ermöglichten. Zudem verfüge Roche über eine Pipeline von Prüfpräparaten mit verschiedenen Ansatzpunkten zur Bekämpfung der Krankheit.

Die mit Gantenerumab behandelten Studienteilnehmer hätten zwar eine Verlangsamung der Verschlechterung der Leistungsfähigkeit in Bereichen wie Gedächtnis, Orientierungsvermögen, Problemlösungsfähigkeit, Hobbys sowie Körperpflege gezeigt. Diese Ergebnisse seien aber statistisch nicht signifikant ausgefallen. Zudem sei der Abbau von Beta-Amyloid, dem Protein, das sich zu Plaques im Gehirn von Menschen mit Alzheimer-Krankheit ablagert, geringer als erwartet ausgefallen. Roche wird die Ergebnisse der Studien auf einer Konferenz am 30. November vorstellen. Zuvor hatte bereits das Alzheimermittel Crenezumab des Konzerns den kognitiven Abbau bei bestimmten Alzheimer-Patienten nicht verlangsamt oder verhindert.

Die Daten zur Wirksamkeit von Gantenerumab waren mit Spannung erwartet worden, nachdem jüngst das Mittel Lecanemab des US-Biotechnologiekonzerns Biogen und seines japanischen Partners Eisai in klinischen Tests mit Patienten im Frühstadium der Krankheit den kognitiven und funktionellen Verfall deutlich verlangsamt hatte - ein seltener Erfolg in der Alzheimerforschung, die auf eine lange Reihe von Misserfolgen zurückblickt. Die Roche-Arznei verfolgt den gleichen Behandlungsansatz, die Entfernung von Ablagerungen des Proteins Beta-Amyloid aus dem Gehirn von Alzheimer-Patienten.

(Bericht von Oliver Hirt und Paul Arnold, redigiert von Ralf Banser. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)