Zürich (awp) - Der Vermögensverwalter EFG International hat laut Schweiz-Chef Franco Polloni von den Turbulenzen bei der Credit Suisse profitieren können. Die Kunden sähen EFG heute als Alternative zu den Grossbanken, sagte Polloni in einem Interview mit dem Portal "Finews". "Manche Kundinnen und Kunden transferieren nun den Grossteil ihres Vermögens zu uns."

Die Kundenberater müssten sich bei EFG nicht auf eine Kundengruppe oder einen Markt beschränken, sagte Polloni: Die Plattform gebe ihnen die Möglichkeit, ihr Beziehungsnetz weiter zu entfalten. Er gebe seinen Leuten drei Prioritäten auf den Weg, so der Schweiz-Chef der Vermögensverwaltungsbank: Reputation, Kundenservice und Performance. "Reputation ist das Wichtigste."

Die russische Klientel mache derweil "keinen bedeutenden" Anteil bei EFG aus, so Polloni auf eine entsprechende Frage. "Die entsprechenden Vermögen belaufen sich auf eine einstellige Prozentzahl unserer totalen Assets under Management von aktuell 167 Milliarden Franken". Und von Russen mit Wohnsitz in Russland akzeptiere EFG kein Geschäft mehr. "Wir setzen die Sanktionen weltweit um", versicherte er.

Wichtiger Standort Lugano

Das Tessin sei derweil für EFG der drittgrösste Private-Banking-Standort in der Schweiz nach Zürich und Genf. "Wir sind sehr stark im Tessin, was wenig bekannt ist." Mit der Übernahme der BSI im Jahr 2017 habe EFG auch Kunden der früheren Banca del Gottardo mit mehrheitlich schweizerischen und internationalen Kunden übernommen.

Auch heute habe EFG mehrheitlich eine entsprechende Klientel und nicht "wie vermutet" bloss italienische Kunden. Zudem sei der Standort in Lugano der grösste des Vermögensverwalters weltweit: er beschäftige mehr als 500 Personen.

Zürich hat in den in den vergangenen Jahren in der Vermögensverwaltung laut Polloni allerdings "enorm" an Dynamik gewonnen: "Viele Kundinnen und Kunden, die früher nach Genf gingen, sind jetzt hier, zum Beispiel aus dem Nahen Osten oder aus den Ländern Zentral- und Osteuropas." Seines Erachtens werde die Limmatstadt immer mehr zum Dreh- und Angelpunkt für die Klientel aus den arabischen Staaten.

Branchenkonsolidierung

Eine neue Akquisition in der Schweiz wollte Polloni nicht ausschliessen: EFG sehe sich den Markt "genau an", sagte der EFG Schweiz-Chef. Der Konsolidierungsprozess in der Branche werde aber wohl richtig in Gang kommen, wenn die Börse über längere Zeit rückläufig sei. "Wir führen informelle Gespräche. Tatsache ist aber auch, alle sprechen mit allen. Es braucht noch Zeit."

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