Doch was kann nach einem solch beeindruckenden Aufwärtstrend noch kommen? Der spanische Konzern scheint den Wandel zu einem profitablen Geschäftsmodell erfolgreich zu meistern, wobei drei Viertel seiner Gewinne nun aus dem Prime-Abonnementmodell stammen. Dieses Modell bietet den 6,5 Millionen Mitgliedern exklusive Rabatte auf eine Vielzahl von Dienstleistungen des Unternehmens, darunter Flüge, Hotels, Pauschalreisen, Mietwagen und Reiseversicherungen.
Ein kurzer Überblick über das Unternehmen für das erste Halbjahr des Geschäftsjahres 2024/25 (Quelle: eDreams Odigeo):
eDreams Odigeo wurde Anfang 2014 zu 10,25 EUR pro Aktie an der Börse eingeführt. Für die Aktionäre, die von Anfang an dabei waren, sieht die Bilanz eher düster aus. Die Aktie liegt immer noch unter ihrem IPO-Niveau und zahlt keine Dividenden. Doch die Zukunft könnte anders aussehen. Möglicherweise wurde eDreams etwas zu früh an die Börse gebracht, in einer Zeit, als die Sichtbarkeit zukünftiger Gewinne gering war. Das Unternehmen hatte kein Prime-Mitgliederprogramm und war zu sehr von Werbung und anderen Einnahmen abhängig. Der Markt war noch nicht groß genug, obwohl mehrere Akteure bereits Kapital sammelten, um Marktanteile unter den Online-Reiseveranstaltern zu erobern.
Die Zeiten haben sich geändert: Post-Pandemie, die neuen Bedürfnisse der Verbraucher (die beispielsweise ihre Reisen selbst organisieren wollen) und die Inflation, die zur Nutzung von Reisevergleichsportalen anregt (insbesondere bei Flügen und Hotels), haben es Pure-Playern wie Trip.com, Kayak, Expedia, Booking und eben eDreams sowie einigen anderen ermöglicht, im Laufe der letzten Geschäftsjahre zu unverzichtbaren Unternehmen zu werden.
Diese grundlegende Dynamik wurde durch die Veröffentlichung hervorragender Ergebnisse Ende November bestätigt. Die Gruppe verzeichnete einen Nettogewinn von 2,5 Mio. € und liegt damit im Rahmen ihres Ziels, bis Ende 2025 7,25 Millionen Prime-Abonnenten zu erreichen. Auch die finanzielle Situation sieht gut aus, da die Fixkosten nun gut unter Kontrolle sind und die Zukunftsaussichten klarer erscheinen.
Nach der Bekanntgabe der jüngsten Geschäftszahlen verzeichnete eDreams einen beeindruckenden Kursanstieg von 41%, wobei die Aktie an 23 der letzten 31 Handelstage Gewinne verbuchte. Trotz des aktuellen Kursniveaus bleibt die Free-Cash-Flow-Rendite mit 7% bis 8% attraktiv. Auch andere Bewertungsindikatoren wie das Kurs-Gewinn-Verhältnis, das für 2025 unter 20 liegt, signalisieren eine günstige Bewertung für ein Unternehmen, von dem eine starke Wachstumsdynamik und verbesserte Transparenz erwartet wird. Dennoch darf nicht außer Acht gelassen werden, dass eDreams weiterhin gewissen Risiken ausgesetzt ist. Insbesondere das Prime-Programm mag zwar florieren, doch bei den Einnahmen außerhalb dieses Programms, die 35% des Gesamtumsatzes ausmachen, zeigt sich ein anderes Bild: Der marginale Cash Profit, also die Differenz zwischen Umsatz und variablen Kosten, hat bei diesen Einnahmen deutlich nachgelassen.
Zusätzlich sieht sich das Unternehmen mit einigen Herausforderungen konfrontiert, wie die Unterbrechung der Zusammenarbeit mit Ryanair - ein Schlag für eDreams. Generell muss sich das Unternehmen mit geopolitischen Spannungen auseinandersetzen, die sich beispielsweise in veränderten Flugrouten aufgrund der Konflikte in der Ukraine und im Nahen Osten manifestieren.
Diese Aspekte zusammengenommen bergen ein gewisses Risikopotenzial für den Unternehmenswert in einem Markt, der durch die fortschreitende Implementierung von KI-Technologien in Aufruhr geraten ist. Trotz der intensiven Konkurrenz zeigt sich der Reisemarkt insgesamt robust, und die stabilen Einnahmen aus den Abonnements sorgen für eine gewisse Vorhersehbarkeit. Für eine Fortsetzung des Erfolgskurses im laufenden Jahr wird es entscheidend sein, dass eDreams das gesteckte Ziel von 7,25 Millionen Prime-Mitgliedern erreicht und seine Strategie der strikten Kostenkontrolle weiterverfolgt.