LUTON (awp international) - Der britische Billigflieger Easyjet hat trotz einer kräftigen Erholung der Nachfrage im Weihnachtsquartal erneut rote Zahlen geschrieben. Für das laufende Geschäftsjahr bis Ende September rechnet Easyjet-Chef Johan Lundgren aber mit einem höheren Vorsteuergewinn, als Analysten bisher auf dem Zettel haben. Dabei baut er auf eine weiterhin starke Entwicklung der Buchungen und auf höhere Ticketpreise auch für den Sommer. An der Börse in London kamen die Nachrichten gut an: Die Easyjet-Aktie legte am Mittwochmorgen um mehr als zehn Prozent zu.

Seit dem Jahreswechsel hat sich das Papier damit bereits um fast 60 Prozent auf rund 515 britische Pence verteuert. Das Kursniveau aus der Zeit vor der Corona-Krise ist aber immer noch weit entfernt. Kurz vor der Pandemie im Februar 2020 war die Easyjet-Aktie noch zu rund 1300 Pence gehandelt worden.

Die Corona-Krise hatte den Billigflieger wie die gesamte Airline-Branche anschliessend schwer getroffen. Nach zwei harten Jahren ging es zuletzt wieder ein deutliches Stück aufwärts. Easyjet blieb aber nicht nur im Geschäftsjahr 2021/22 bis Ende September, sondern nun auch im ersten Quartal des neuen Geschäftsjahres in der Verlustzone.

Weil neben dem Umsatz auch die Betriebskosten stiegen, verringerte sich der bereinigte Vorsteuerverlust im ersten Geschäftsquartal lediglich um 38 Prozent auf 133 Millionen britische Pfund (etwa 151 Mio Euro), wie Easyjet am Mittwochmorgen in Luton bei London mitteilte. Europas grösster Billigflieger Ryanair aus Irland hat hingegen auch für das Weihnachtsquartal einen Gewinn in Aussicht gestellt. Die Lufthansa erwartet für das Gesamtjahr 2022 bereits einen operativen Gewinn (bereinigtes Ebit) von etwa 1,5 Milliarden Euro.

Bei Easyjet wuchs die Zahl der Passagiere im Weihnachtsquartal im Vergleich zum pandemiegeprägten Vorjahreszeitraum um fast die Hälfte auf 17,5 Millionen. Der Umsatz sprang sogar um 83 Prozent auf knapp 1,5 Milliarden Pfund nach oben. Ein Grund dafür waren deutlich höhere Ticketpreise: Die Durchschnittserlöse je Ticket stiegen den Angaben zufolge im Jahresvergleich um 21 Prozent. Weil weniger Plätze in den Jets frei blieben, legte der Durchschnittserlös je angebotenem Sitz sogar um 36 Prozent zu. Allerdings sprangen auch die Kosten der Airline in die Höhe.

Easyjet-Chef Lundgren wertet die Entwicklung positiv. "Wir erwarten, dass sich unser Winterverlust in der ersten Jahreshälfte im Vergleich zum letzten Jahr deutlich verringern wird", sagte er. "Damit sind wir auf dem besten Weg, für das Gesamtjahr einen Gewinn zu erwirtschaften, der die aktuellen Markterwartungen übertrifft." Bisher gehen Analysten den Angaben zufolge im Schnitt von einem Vorsteuergewinn von 126 Millionen Pfund aus./stw/mne/stk