DÜSSELDORF (awp international) - Die Gräben zwischen dem Energiekonzern Uniper und seinem Grossaktionär Fortum sind am Mittwoch auf der Hauptversammlung der Düsseldorfer offen zu Tage getreten. Aufsichtsratschef Bernhard Reutersberg beklagte in seiner Rede ein fortbestehendes Misstrauen des Grossaktionärs gegen den Vorstand. Zudem kritisierte er, dass Fortum Uniper über die mittel- bis langfristigen Pläne im Unklaren lasse. Management und Aufsichtsrat wiesen dabei Vorwürfe der Finnen am Gebahren Unipers im Zusammenhang mit einer potenziellen Komplettübernahme zurück.

Auch die Aktionärsvertreter von DSW und SdK kritisierten das Schweigen Fortums bezüglich der weiteren Strategie. Deren Chef Pekka Lundmark liess in einem Interview mit dem "Handelsblatt" (Mittwochausgabe) erneut offen, ob Fortum an einer Komplettübernahme interessiert sei und wie die Zusammenarbeit mit den Düsseldorfern künftig gestaltet werden soll.

Die Finnen, die knapp 50 Prozent des aus dem Eon -Konzern hervorgegangenen Kraftwerksbetreibers Uniper halten, wollen ausserdem die Entlastung des Uniper-Vorstands erneut verschieben lassen. Hintergrund ist der Verdacht, das Uniper-Management habe in Russland aktiv gegen den Deal mit Eon gearbeitet. Eine Komplettübernahme durch Fortum, wie zunächst von Investoren erhofft, ist derzeit nicht möglich - sie wird von einem Veto der russischen Kartellbehörden blockiert.

Fortum halte es "nicht für angemessen, den Vorstand zu entlasten, solange unsere Bedenken nicht ausgeräumt wurden", heisst es in einer Mitteilung der Finnen vom Vortag. Schon im vergangenen Jahr war die Entlastung des Uniper-Vorstands von der Hauptversammlung verschoben worden. "Dass Fortum nun diesen Kontext zum Anlass nimmt, die anstehende Entlastung des Uniper-Vorstandes vertagen zu wollen, bedaure ich sehr", sagte Finanzvorstand Christopher Delbrück vor den Aktionären. Der Manager, der zudem Aufgaben des derzeit krankheitsbedingt pausierenden Konzernchefs Klaus Schäfer übernommen hat, wird wie Schäfer das Unternehmen Ende Mai verlassen.

Delbrück wies auch die Vorwürfe Fortums im Zusammenhang mit dem russischen Veto gegen eine Komplettübernahme zurück. Uniper habe Fortum "bereits frühzeitig auf die russische Gesetzgebung hingewiesen, wonach ein ausländischer Staatskonzern in Russland keine sogenannten strategischen Assets betreiben darf", sagte er. Uniper habe "transparent und verantwortungsvoll gehandelt".

Bereits am Vortag hatte der Aufsichtsrat die Vorwürfe zurückgewiesen. Das Vorgehen des Vorstandes sei umfassend analysiert sowie externe Gutachter beauftragt worden, hatte Gremiumschef Reutersberg erklärt. Man sei zu dem Schluss gekommen, dass alles, was Uniper in diesem Zusammenhang unternommen habe, rechtmässig war und im Interesse des Unternehmens und seiner Aktionäre gelegen habe. Der Finanzvorstand von Fortum habe in seiner Eigenschaft als Mitglied des Uniper-Aufsichtsrats "vollen Zugang" zu diesen Analysen gehabt.

Matthias Cloppenburg von Hengeler Müller, der Fortum auf der Hauptversammlung vertrat, wies dagegen die Vorwürfe eines "generelles Misstrauen" des finnischen Konzerns gegen das Uniper-Management zurück. Die Unzufriedenheit beziehe sich lediglich auf die Russland-Frage.

Der aktivistische Investor Paul Singer mit seinem Hedgefonds Elliott hatte bereits auf der Hauptversammlung im vergangenen Jahr eine Sonderprüfung des Sachverhalts beantragt. Über diesen sollen die Aktionäre nun entscheiden. Reutersberg empfahl den Anteilseignern, den Antrag abzulehnen. Fortum hatte bereits erklärt, den Antrag "nicht zu unterstützen". Ob die Finnen diesen jedoch auch ablehnen, hatte Lundmark offen gelassen.

Delbrück kritisierte zudem, eine Übernahme von Uniper durch Fortum könne "gravierende finanzielle Risiken für unsere Geschäftsaktivitäten haben". Die Bewertung von Uniper durch die Ratingagenturen könne sich verschlechtern, "wenn Fortum eine Mehrheitsbeteiligung an Uniper erwirbt und die Unabhängigkeit von Uniper verringert würde".

Die Uniper-Führung hatte sich lange gegen die Übernahme durch Fortum gewehrt. Aus Ankündigungen, mit den Finnen verschiedene Möglichkeiten für eine Kooperation zu prüfen, wurde bis heute nichts. Fortum-Chef Lundmark hatte sich mehrfach frustriert über die fehlende Kooperation gezeigt. Reutersberg hatte im Februar einen "Neuanfang der Beziehung" angekündigt, seitdem laufen Gespräche zwischen den Parteien. Ergebnisse gibt es jedoch bislang nicht. Delbrück nannte die Gespräche dabei "nicht immer einfach".

Bereits am Vortag hatten Elliott sowie der Hedgefonds Knight Vinke brisante Anträge zurück gezogen. Elliott hatte Ende März gefordert, dass Uniper einen Beherrschungsvertrag mit Fortum vorbereiten soll. Elliott hielt letzten Angaben zufolge knapp 18 Prozent an Uniper. Knight Vinke, der mit rund 5 Prozent beteiligt ist, hatte von Uniper eigentlich die Abspaltung des russischen und des schwedischen Stromerzeugungsgeschäfts gefordert. Vorstand und Aufsichtsrat hatten das Ansinnen abgelehnt. Auch Fortum hatte angekündigt, die Anträge nicht zu unterstützen. Man sei an Uniper als "Ganzes" interessiert, hatte Lundmark im "Handelsblatt" gesagt. Die Anträge hatten damit keine Aussicht auf Erfolg./nas/hff/DP/mis