Berlin (Reuters) - Der Softwarekonzern SAP lagert das Geschäft mit Finanzdienstleistungen (FSI) aus und kooperiert dafür mit der Münchner Beteiligungsgesellschaft Dediq.

Dediq werde mehr als 500 Millionen Euro in die neue FSI-Organisation investieren, kündigten beide Unternehmen am Dienstag an. Der weltgrößte Unternehmenssoftwareanbieter will seine SAP-Technologie - vor allem S/4Hana - und Cloud-Lösungen einbringen und hält am Ende ein Fünftel an dem neuen Geschäft.

Als unabhängige Organisation könne FSI "flexibler" agieren und auch leichter eigene Partnerschaften schließen, sagte SAP-Finanzchef Luka Mucic zu Journalisten. SAP selbst hat in der jüngsten Vergangenheit immer wieder Partnerschaften geschlossen unter anderem mit Bosch, Siemens und E.ON. Es gebe aktuell keine Pläne für einen Börsengang wie bei der US-Tochter Qualtrics, sagte Mucic.

Bereits jetzt zählt SAP laut Mucic mehr als 1000 Banken- und mehr als 500 Versicherungskunden, macht aber den größten Teil des Umsatzes mit breit anzuwendenden Softwarelösungen. Bei FSI gehe es darum, Anwendungen für die spezifischen Bedürfnisse der Banken- und Versicherungsbranche zu entwickeln. Letztlich werde sich dies finanziell für beide Seiten auszahlen, versicherte Mucic ohne konkret zu werden. Das Joint-Venture, dessen Name noch bekanntgegeben wird, könne in den nächsten fünf Jahren einen Umsatz im hohen dreistelligen Millionenbereich bis zu einer Milliarde Euro erzielen. Vorbehaltlich der kartellrechtlichen Genehmigung soll die neue FSI-Geschäftseinheit, für die dann auch alle FSI-Spezialisten von SAP arbeiten, im zweiten Halbjahr starten.

Dediq, das derzeit sieben Portfoliounternehmen verwaltet - darunter den IT-Dienstleister Senacor und das SAP-Beratungsunternehmen Convista - und noch nie eine Firma verkauft hat, sieht sich als langfristiger Investor. Der geschäftsführende Partner, Matthias Tomann, sagte: "Für uns ist klar: die Zukunft von Softwarelösungen für die Finanzdienstleistungsbranche liegt in der Cloud."