FRANKFURT (dpa-AFX) - Bei den Energiekonzernen RWE und Eon dreht sich derzeit alles um den geplanten umfangreichen Tausch von Geschäftsteilen, der unter anderem auch zur Zerschlagung der RWE-Ökostrom- und Netztochter Innogy führen wird. Mit dem Mitte März verkündeten Paukenschlag reagieren die Unternehmen auf die Energiewende. In Deutschland führt der Coup zu einer Neuordnung der Verhältnisse. Die wichtigsten Punkte für die Unternehmen, was die Experten sagen und wie es für die Papiere läuft:

DAS IST LOS BEI RWE UND EON:

Durch einen umfangreichen Tausch von Geschäften sollen künftig zwei rein aufgestellte Unternehmen stehen, die sich nicht mehr in die Quere kommen. Eon kümmert sich künftig um Netze und Kunden, RWE um die Stromproduktion. Eon will dazu in einem ersten Schritt die RWE-Tochter Innogy komplett übernehmen und im Gegenzug den Konkurrenten RWE am eigenen Unternehmen mit knapp 17 Prozent beteiligen. Eon würde das lukrative Netzgeschäft und den Stromvertrieb von Innogy behalten, während die erneuerbaren Energien beider Konzerne unter dem Dach von RWE vereint werden. RWE betreibt bisher nur konventionelle Kraftwerke.

Diesen Schritt hatte vor zwei Jahren, als es schon einmal zu großen Umbauten in den beiden Konzernen kam, kaum einer für möglich gehalten - auch angesichts der Rivalität zwischen Eon und RWE. Doch die Auswirkungen der Energiewende in Deutschland sowie die sich rasch wandelnde Industrie hat zu einem Umdenken in den Chefetagen geführt. Die Technologien und Märkte haben sich nach Ansicht von Eon-Chef Johannes Teyssen schneller geändert als erwartet. Der rasche Technologiewandel bei den erneuerbaren Energien wurde zudem unterschätzt.

Die jetzt beschlossene Transaktion zwischen beiden Konzernen soll bis Ende 2019 abgeschlossen werden. Eon sieht durch den Deal Synergien von 600 bis 800 Millionen Euro jährlich ab 2022. Die neue Eon käme auf pro-forma-Basis auf ein bereinigtes operatives Ergebnis (Ebitda) von rund 8 Milliarden Euro. In der aktuellen Aufstellung sind es knapp 5 Milliarden. Auch RWE sieht ein hohes Ertragspotenzial. Das Ebitda des Konzerns soll sich mit dem Abschluss der Transaktion fast verdoppeln. RWE wird durch die Integration des erneuerbaren Energiegeschäfts zur Nummer drei in Europa im Geschäft mit erneuerbaren Energien insgesamt und zur Nummer zwei in der Windkraft.

DAS SAGEN DIE ANALYSTEN:

Gibt es einen Gewinner dieses Tauschgeschäfts? Analysten sind sich noch uneins. Letztlich profitieren aber beide Seiten. Positiv für beide Konzerne sei, dass die Profile der Versorger nun endlich klarer würden, schreibt etwa HSBC-Analyst Adam Dickens. Erkan Aycicek von der Landesbank Baden-Württemberg

hält den Deal für beide Seiten für "strategisch sinnvoll".

Stephan Wulf von Oddo BHF sieht Vorteile bei Eon und erklärt, das Netzgeschäft habe im Zuge der Digitalisierung und Dezentralisierung enormes Wachstumspotenzial. Sein Analystenkollege Sam Arie von UBS merkt an, Eon habe dank des Deals mit RWE die "Gewinnklippe" umgangen, vor der das Unternehmen andernfalls Anfang der 2020er Jahre wohl gestanden hätte. Laut JPMorgan-Analyst Christopher Laybutt dürfte die geplante Transaktion für Eon positiver als für RWE sein.

UBS-Analyst Arie sieht hingegen in RWE den größeren Nutznießer. Andrew Fisher von der Privatbank Berenberg schätzt ebenfalls, dass RWE stärker profitieren würde. Die aus dem geplanten Deal resultierende deutliche Stärkung des Erneuerbaren-Energien-Bereichs bei RWE sei sinnvoll, schreibt Analyst Werner Eisenmann von der DZ Bank. Jedoch sei der Kohlestromanteil bei RWE nach wie vor hoch. Bei der Frage, welche Folgen der Deal für den Strompreis der Kunden haben wird, gehen die Meinungen der Experten auseinander.

Nicholas Ashworth von Morgan Stanley gefällt die neue Strategie: RWE winke am Ende eine langfristige Ökostromstrategie und stabile Dividendenerträge von Eon. Kritischer sieht das HSBC-Analyst Dickens: RWE hänge in allen Bereichen der Energieerzeugung stark von politischen Entscheidungen ab. Zudem müsse viel Geld ins Geschäft mit erneuerbaren Energien gesteckt werden, um dessen Wachstum beizubehalten.

DAS MACHEN DIE AKTIEN:

Die Aktien reagierten nach Bekanntwerden der Transaktion mit heftigen Kurssprüngen. Die Euphorie an der Börse für Eon währte jedoch nicht lange. Eon-Aktien stiegen zwar innerhalb von zwei Tagen um fast 10 Prozent, haben aber seitdem die Hälfte dieser Gewinne wieder abgegeben. Papiere von RWE hatten ebenfalls um fast 10 Prozent zugelegt, konnten diesen Aufschlag aber im Unterschied zu Eon bislang halten.

Beide Aktien hatten Anfang vergangenen Jahres eine Erholung gestartet, gestützt vor allem von steigenden Strompreisen. Anfang November waren RWE auf den höchsten Kurs seit Mai 2015 geklettert und Eon auf ein Hoch seit August 2015. Anschließend hatte der wieder fallende Strompreis auch die Kurse beider Versorger wieder nach unten gedrückt./nas/bek/men/jha/

Unternehmen im Artikel: E.ON, RWE, innogy SE