- von Tom Käckenhoff und Christoph Steitz

Düsseldorf/Frankfurt (Reuters) - Nach der Übernahme durch den finnischen Versorger Fortum und dem beschlossenen Aus fast aller Kohlekraftwerke droht beim Energiekonzern Uniper der Abbau jeder zehnten Stelle.

"Betroffen sind locker 1200 Beschäftigte", sagte Betriebsratschef Harald Seegatz am Donnerstag der Nachrichtenagentur Reuters. Er sprach sich für einen Einstellungsstopp aus und forderte das Management zu Gesprächen auf. Freiwerdende Stellen sollten möglichst intern besetzt werden. Uniper selbst bezifferte den Stellenabbau nicht. Dieser werde aber erheblich sein. Der Stromerzeuger beschäftigt weltweit rund 11.500 Mitarbeiter.

"Trotz ständiger Anpassung an die sich verändernden Marktbedingungen, der Erschließung neuer Geschäftsfelder und einzelner Erfolge und Verbesserungen hat das Engineering-Geschäft bisher keinen unabhängigen finanziellen Beitrag zum Konzernergebnis leisten können", begründete der Konzern seine Pläne, von denen Reuters zunächst durch Insider erfahren hatte. Die Dienstleistungen würden künftig auf den Betrieb der eigenen Anlagen und die Wachstumsschwerpunkte Dekarbonisierung und grüne Kundenlösungen konzentriert. Dienstleistungen für Dritte bei konventionellen Kraftwerken würden eingestellt und der Service auf kerntechnische Anlagen als weiteres neues strategisches Geschäftsfeld beschränkt.

"Fassungslos, mit großer Bestürzung und Besorgnis haben wir die Nachricht erhalten, dass der Vorstand der Uniper SE einen massiven Stellenabbau bei den Engineering-Gesellschaften Uniper Anlagenservice und Uniper Technologies plant", kritisierten die Gewerkschaften IGBCE und Verdi. "Wir haben allein am Standort Gelsenkirchen bei der Uniper Anlagenservice GmbH 420 Beschäftigte und nochmal 336 bei der Uniper Technologies GmbH." Seegatz verwies zudem auf rund 400 Beschäftigte, die von Kraftwerksschließungen betroffen seien.

MITARBEITER SEIT JAHREN IN UNGEWISSHEIT

Für die Mitarbeiter der früheren Kraftwerkstochter des Energieriesen E.ON beginnt damit eine weitere Phase des Bangens. Von E.ON abgespalten, hatte sich die zunächst als "Resterampe" verschriene Gesellschaft am Markt gut behauptet und sogar zum Börsenliebling entwickelt. Mit Hilfe von E.ON hatte sich der finnische Versorger Fortum die Mehrheit an Uniper verschafft - gegen den heftigen Widerstand des damaligen Managements um Vorstandschef Klaus Schäfer. Fortum hält nach letzten Meldungen inzwischen 76 Prozent der Aktien. Ende dieses Jahres läuft die Zusage Fortums aus, Uniper nicht einem Gewinnabführungs- und Beherrschungsvertrag zu unterwerfen.

Uniper steht zudem auch durch Fortum unter Druck, seine Erzeugung klimafreundlicher aufzustellen. Die Düsseldorfer wollen bis 2025 in Deutschland aus der Kohle aussteigen - mit Ausnahme des umstrittenen Steinkohlekraftwerks Datteln 4. Vorstandschef Klaus-Dieter Maubach hat sich jedoch grundsätzlich bereit erklärt, mit einer neuen Bundesregierung über eine Stilllegung der Anlage vor dem geplanten Aus 2038 zu sprechen. Dafür müsste aber eine Entschädigung gezahlt werden - im Interesse der Aktionäre und auch der Beschäftigten.