(Reuters) - Der vor der Verstaatlichung stehende Energiekonzern Uniper ist zum Symbol für die Gaspreiskrise geworden.

In den ersten neun Monaten dieses Jahres fuhr das Unternehmen einen Nettoverlust von 40 Milliarden Euro ein. Ohne Übernahme durch den Bund würde dem Konzern die Insolvenz drohen. Es folgen einige Fakten zu dem Versorger:

GRÜNDUNG

Uniper ist aus der ehemaligen Kraftwerkssparte und dem Handelsgeschäft des Energiekonzerns E.ON hervorgegangen, das dieser 2016 abspaltete. Der Name ist ein Kunstbegriff aus "unique" (einzigartig) und "performance" (Leistung). Die Idee dafür stammte von einem Mitarbeiter.

BESCHÄFTIGTE

Der Konzern mit Hauptsitz in Düsseldorf beschäftigt in mehr als 40 Ländern 11.500 Mitarbeiter, davon rund 5000 in Deutschland. Hauptmärkte sind Deutschland, Großbritannien, Schweden und - bis zum Krieg in der Ukraine - Russland. Neben der Stromerzeugung ist der Gashandel das wichtigste Geschäft.

GASGESCHÄFT

Der Konzern ist Nachfolger von E.ON Ruhrgas, die über Jahrzehnte Lieferbeziehungen zu Russland pflegte, und größter Gasimporteur Deutschlands. Das Geschäft umfasste zu guten Zeiten rund 400 Terawattstunden im Jahr - nach eigenen Angaben rein rechnerisch genug, um 22 Millionen Haushalte zu heizen. Uniper beliefert über 1000 Kunden, insbesondere Stadtwerke und Regionalversorger, mit dem Brennstoff.

GASSPEICHER

Uniper betreibt Gasspeicher in Deutschland, Österreich und Großbritannien mit einer Kapazität von 7,8 Milliarden Kubikmeter, davon 5,9 Milliarden in Deutschland. Zum Vergleich: Der Erdgas-Jahresverbrauch in Deutschland lag über Jahre im Schnitt bei rund 100 Milliarden Kubikmeter pro Jahr.

ABHÄNGIGKEIT VON RUSSLAND

Uniper war bis zum Streit mit Russland im Zuge der Invasion in der Ukraine der größte ausländische Kunde des russischen Gaskonzerns Gazprom. Experten zufolge hatte Uniper mehr als die Hälfte seiner Erdgasmenge aus Russland bezogen.

KENNZIFFERN

Mit einem Fehlbetrag von 40 Milliarden Euro für die ersten neun Monate 2022 hat Uniper den größten Netto-Verlust eines deutschen börsennotierten Unternehmens seit Bestehen der Bundesrepublik eingefahren. Uniper muss sich am teuren Spotmarkt Ersatz für die ausbleibenden Lieferungen aus Russland beschaffen. Die dadurch bislang entstandenen und bis Jahresende erwarteten Verluste beziffert Uniper auf rund 14 Milliarden Euro. Uniper will für die Verluste aus der Ersatzbeschaffung vor einem internationalen Schiedsgericht Schadenersatz von Gazprom erstreiten. Gazprom hält dies für unbegründet.

Uniper betreibt insgesamt in Deutschland und im Ausland Kraftwerke, die bei der Stromproduktion über eine Kapazität von 33 Gigawatt verfügen. Das entspricht in etwa 33 Atomkraftwerken. Bekannteste Anlage ist das umstrittene Steinkohlekraftwerk Datteln 4. Die russische Tochter Unipro, die Uniper verkaufen will, hat mehrere Kohle- und Gaskraftwerke in Russland.

HANDEL

Der Konzern handelt weltweit mit Energierohstoffen und verwandten Produkten wie Kohle, Öl, Gas, Fracht, CO2-Zertifikaten und Flüssiggas (LNG). In jüngerer Zeit hat Uniper neue Geschäftsfelder mit Erneuerbarer Energie und Wasserstoff aufgebaut.

ÜBERNAHME DURCH DEN BUND

Die Bundesregierung hatte mit Uniper und dessen finnischem Mehrheitsaktionär Fortum eine Vereinbarung getroffen, wonach der Bund Uniper fast komplett übernimmt. Dies soll mit Hilfe von Kapitalerhöhungen geschehen. Zudem übernimmt der Bund von Fortum das Uniper-Paket von knapp 80 Prozent der Anteile. Mit dem Bund im Rücken soll Uniper neu aufgestellt werden.

(Bericht von Tom Käckenhoff und Vera Eckert, redigiert von Myria Mildenberger. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)