BONN (dpa-AFX) - Die Betreiber der Strom- und Gasnetze in Deutschland müssen sich auf geringere Einnahmen einstellen. Die Bundesnetzagentur will ihnen wegen der anhaltenden Niedrigzinsphase die Renditen auf das eingesetzte Kapital kürzen. "Die Renditen der Netzbetreiber werden von den Netznutzern bezahlt, also Verbrauchern, Industrie und Gewerbe. Diese dürfen nicht unnötig belastet werden", sagte der Präsident der Bundesnetzagentur, Jochen Homann, am Mittwoch.

Derzeit beträgt der sogenannte Eigenkapitalzinssatz für Neuanlagen 6,91 Prozent und für Altanlagen 5,12 Prozent jeweils vor der Körperschaftsteuer. Die Sätze könnten künftig auf mindestens 4,59 Prozent für neue Leitungen und 3,03 für bestehende Netze sinken. "Die gesunkenen Zinssätze spiegeln das geringere Zinsniveau an den Kapitalmärkten wider", betonte Homann. Investitionen in Netze blieben attraktiv.

Die genaue Höhe der Zinssätze ist noch offen, sie sollen im Herbst nach einer Konsultation mit den Marktteilnehmern feststehen. Die Zinssätze werden von der Bundesnetzagentur für mehrere Jahre festgelegt. Beim Gas beginnt die neue Regulierungsperiode 2023, beim Strom 2024. Homann betonte, die Netzagentur sei willens und in der Lage, den Eigenkapitalzinssatz bei einer unerwarteten Änderung des Zinsumfeldes während der nächsten Regulierungsperiode anzupassen.

Die Verbände der Energiewirtschaft hatten die Pläne der Bundesnetzagentur, die im vergangenen Monat bekannt geworden waren, scharf kritisiert. Den Unternehmen würden Gelder entzogen, die sie für die Erreichung der verschärften Klimaziele Deutschlands dringend benötigten./hff/DP/nas