(neu: mehr Stimmen, Aktienkurs und mehr Hintergrund)

FRANKFURT (dpa-AFX Broker) - Versorgertitel haben sich am Donnerstag nur zeitweise von ihrem Tags zuvor erlittenen Kursrutsch erholen können. Zwischenzeitlich mit bis zu 3,5 Prozent im Plus, flaute der Rückenwind bei RWE und der Ökostrom-Tochter Innogy am Tag nach deren Gewinnwarnung schon am Morgen wieder ab. Zuletzt waren RWE mit einem halben Prozent ins Minus abgetaucht. Für die Innogy-Titel ging es sogar nochmals um fast 2 Prozent bergab. Am Mittwoch waren beide Aktien schon um etwa 13 Prozent eingebrochen.

Während die Papiere ihre Richtung suchten, begannen Experten damit, die Nachwehen der Gewinnwarnung tiefgründiger zu analysieren. Während die ersten Meinungen zu Innogy allesamt weiter auf ein neutrales Votum hinausliefen, waren sich die Experten im Falle des Mutterkonzerns RWE nicht so ganz einig.

Die Societe Generale etwa stufte die RWE-Papiere am Donnerstag von "Buy" auf "Hold" ab. Lüder Schumacher betonte, dass Innogy im Portfolio von RWE bislang eher der stabilere Part gewesen sei - und damit der Grund für seine bisherige Kaufempfehlung. "Bei solch heftigen Ausschlägen bei der vermeintlich stabilen Innogy-Aktie kann das Aufwärtspotenzial bei RWE auf alleinstehender Basis leicht verloren gehen", betonte der Experte. Die sinkende Bewertung der Ökostrom-Tochter schlage direkt auf RWE durch, fügte er hinzu.

Dem entgegen stand unter anderem Goldman-Sachs-Experte Alberto Gandolfi, der den RWE-Aktien mit einem Platz auf der "Conviction Buy List" die Stange hält. Eines seiner Argumente: Die Ökostrom- und Netztochter Innogy bleibe trotz der Enttäuschung ein Übernahmekandidat. Zuletzt hatte es etwa Spekulationen gegeben, wonach RWE bereits mit dem italienischen Energiekonzern Enel über einen Anteilsverkauf gesprochen haben könnte. Auch Martin Brough von der Deutschen Bank hält an seiner Kaufempfehlung für RWE fest.

Innogy hatte am Vortag seine Prognose für den operativen Gewinn in diesem Jahr gesenkt und einen weiteren Rückgang für 2018 in Aussicht gestellt. Begründet wurde dies mit Problemen im britischen Vertriebsgeschäft sowie Investitionen in die Elektromobilität. Auf Verwunderung stieß die Gewinnwarnung auch deshalb, weil es zuletzt weder bei der Vorlage von Quartalszahlen noch auf einer Investorenveranstaltung Andeutungen dazu gegeben hatte.

Dass RWE am Vortag von den Turbulenzen bei Innogy so deutlich mitbelastet wurde, hatten Börsianer vor allem mit der erwarteten Gewinnbeteiligung begründet - auch wenn der Mutterkonzern am Vortag bereits klargestellt hatte, dass er trotzdem hinter seinen eigenen Finanzzielen stehe. RWE hält derzeit 77 Prozent an der Ökostrom-Tochter. Laut Schumacher von der Societe Generale macht die Innogy-Beteiligung aber etwa 90 Prozent des Aktienwertes von RWE aus.

Die Papiere des Konkurrenten Eon suchten vor diesem Hintergrund am Donnerstag ebenfalls ihre Richtung, nachdem sie am Vortag der schlechten Sektorstimmung mit Einbußen von knapp 5 Prozent nicht entkommen konnten. Zuletzt standen sie kaum verändert - genauso wie die Aktie der Eon-Abspaltung Uniper . Diese hat sich aufgrund von Übernahmeaktivitäten, die rund um den Kraftwerksbetreiber schwelen, in den vergangenen Wochen aber ohnehin etwas von der Branchentendenz abgekapselt./tih/bek/jha/

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Unternehmen im Artikel: E.ON, RWE, Uniper SE, innogy SE