(neu: Schlusskurs)

FRANKFURT (dpa-AFX) - Der am Vortag schon spürbare Optimismus bei den Aktionären von RWE für den nun vorgelegten Quartalsbericht hat sich am Mittwoch ausgezahlt. Die Papiere des Versorgers setzten ihre jüngste Rally fort und mischten sich mit einem Anstieg um 2,6 Prozent auf 23,32 Euro unter die besten Dax-Werte. Sie erreichten damit den höchsten Stand seit einem Monat. Am Vortag hatten Vorschusslorbeeren die Aktie bereits um 2,6 Prozent nach oben getrieben.

Ein Händler sprach von einem sehr soliden ersten Quartal des Versorgers, das die Kursstärke unterstreiche. Durch die fortgesetzte Rally hoben sich die Aktien am Mittwoch klar positiv ab vom Konkurrenten Eon, dessen Papiere um die ausgezahlte Dividende bereinigt um etwas mehr als 1 Prozent sanken - und so wegen eines pessimistischeren Analystenkommentars zu den schwächeren Werten im Dax zählten. Eon hatte am Mittwoch 43 Cent je Anteilschein an seine Aktionäre ausgezahlt.

Der angesehene Branchenanalyst Alberto Gandolfi von Goldman Sachs lässt neuerdings eine klarere Präferenz für RWE erkennen: Am Dienstag hatte er sich vorab schon optimistisch zu den nun vorgelegten Zahlen gezeigt, nun beließ er die Aktie auf seiner Liste der stärksten Kaufempfehlungen, während er Eon von "Buy" auf "Neutral" abstufte. Eine gestiegene Verschuldung lasse bei Eon keinen Fehler-Spielraum bei den erhofften Synergien aus der Innogy-Übernahme zu, führte er als Grund auf. Außerdem drohe dies die Investitionen in die Infrastruktur zu erschweren.

Bei RWE lobten Börsianer vor allem das bereinigte operative Ergebnis (Ebitda), das die Erwartungen im ersten Quartal deutlich übertroffen habe - trotz eines schwachen Abschneidens in der Stromerzeugung außerhalb Deutschlands. Tanja Markloff von der Commerzbank sieht nun die Chance, dass der Energiekonzern im Laufe des Jahres seinen Ausblick anheben könnte - abhängig vom Stromhandelsgeschäft, das im vergangenen Quartal der größte Treiber für die positive Überraschung gewesen sei. Seine Jahresprognose hatte RWE am Mittwoch bestätigt.

Allerdings fand Gandolfi in dem sehr robusten Zahlenwerk eine Schwachstelle, und zwar im angestiegenen Schuldenstand - auch wenn RWE die Entwicklung hier selbst als erwartungsgemäß bezeichnete. Er führte dies auf einen deutlichen Mittelabfluss zurück, den RWE zur Sicherung von Terminmarktgeschäften ableisten musste. Der Markt habe hier zwar mit einem Umschwung gerechnet, die meisten Marktteilnehmer hätten diesen Prozess aber deutlich langsamer erwartet, betonte der Experte.

Für die Anleger war dies am Mittwoch aber kein Grund, um die Flinte ins Korn zu werfen. Mit dem Kurssprung machte die RWE-Aktie einen weiteren Schritt in Richtung Hoch seit 2015, das mit 24,54 Euro aus dem März datiert. In diesem Jahr gehören die Papiere mit einem Anstieg um 23 Prozent bislang zu den besten Dax-Werten. Die Eon-Aktie wurde so in den vergangenen Monaten schon deutlich abgehängt: Sie hat seit Jahresbeginn nur um ungefähr 5 Prozent zugelegt./tih/nas/fba/he