BIETIGHEIM-BISSINGEN (dpa-AFX) - Der Maschinen- und Anlagenbauer Dürr erholt sich weiter von den Belastungen durch die Pandemie. Der Auftragseingang legte zum Jahresstart kräftig zu und auch ergebnisseitig lief es im Tagesgeschäft besser. Konzernchef Ralf Dieter zeigte sich zufrieden: "Die Erholung der Wirtschaft nach dem Corona-Schock im Vorjahr schreitet voran. In der zweiten Jahreshälfte erwarten wir eine deutliche Umsatzverbesserung", sagte der Manager laut Mitteilung vom Dienstag in Bietigheim-Bissingen. Das Ergebnis werde weiterhin von den umgesetzten Effizienzsteigerungen profitieren.

Im ersten Quartal stiegen die Bestellungen im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um mehr als ein Fünftel auf gut eine Milliarde Euro. Besonders stark sei die Nachfrage nach Maschinen für die Möbel- und Holzbauindustrie sowie nach Produktionstechnik für Elektrofahrzeuge ausgefallen, hieß es von dem MDax-Konzern aus Baden-Württemberg weiter. Allerdings ging der Umsatz im Vorjahresvergleich um rund 6 Prozent auf rund 790 Millionen Euro zurück. Dürr begründete dies mit dem schwachen Auftragseingang des ersten Halbjahres 2020, der die Erlöse zeitverzögert beeinträchtige.

Analyst William Turner von der US-Investmentbank Goldman Sachs sprach von soliden Zahlen. Die Aufträge hätten über dem Marktkonsens gelegen, die Umsätze aber etwas darunter, befand der Experte.

An der Börse kamen die Nachrichten des Konzerns aber nur kurz gut an. Nachdem die Dürr-Aktie nach dem Handelsbeginn noch um 0,5 Prozent gestiegen war, gab sie ihre Gewinne mit dem allgemeinen Kursverfall am Markt rasch ab. Zuletzt notierte das Papier rund 3,6 Prozent im Minus. Damit war Dürr einer der größeren Verlierer im MDax, der um rund 2,8 Prozent nachgab. Die bisherigen Jahresgewinne hat das Dürr-Papier damit komplett abgegeben.

Das Ergebnis vor Zinsen und Steuern (Ebit) des Konzerns legte im vergangenen Quartal um rund 5 Prozent auf 24,1 Millionen Euro zu, die entsprechende Marge verbesserte sich auf 3 Prozent nach 2,7 Prozent ein Jahr zuvor. Dabei spielten Dürr auch Einsparungen in die Karten. Unter dem Strich ging der Gewinn wegen Einmalaufwendungen im Finanzergebnis aber um mehr als ein Drittel auf 8,5 Millionen Euro zurück.

Neben einer starken Nachfrage im Einzelmaschinengeschäft bei der Konzerntochter Homag profitierte Dürr zum Jahresstart auch von größeren Aufträgen von Elektrofahrzeug-Herstellern sowie von Übernahmen.

Die Prognose für das laufende Jahr bestätigte Dürr. "Seit Mitte 2020 nimmt die Zuversicht bei unseren Kunden Schritt für Schritt wieder zu. Angesichts dessen wollen wir bereits im laufenden Jahr wieder profitabel wachsen und diesen Kurs in den Folgejahren fortsetzen", sagte Dieter. 2021 soll der Umsatz auf 3,45 bis 3,65 Milliarden Euro zulegen. Die Marge gemessen am Ergebnis vor Zinsen und Steuern (Ebit-Marge) soll bei 3,3 bis 4,3 Prozent liegen - und sich damit wieder deutlich verbessern.

Der Ausblick stehe allerdings unter der Voraussetzung, dass sich die Weltwirtschaft weiter von den Pandemie-Folgen erhole, machte Dürr klar. Zudem geht der Konzern bei den Prognosen von einem Ende der aktuellen Halbleiterknappheit im zweiten Halbjahr aus - diese belastet vor allem die Automobilindustrie. Derzeit erwartet das Unternehmen, dass Umsatz und operatives Ergebnis (Ebit) auch im laufenden zweiten Quartal noch von der Auftragsschwäche des Vorjahres beeinflusst werden dürften. In der zweiten Jahreshälfte sei dann mit einer Verbesserung zu rechnen.

In wirtschaftlich schwierigen Zeiten der Corona-Pandemie kann Dürr auf ein solides Finanzpolster blicken. Den Angaben zufolge verfügte das Unternehmen zum 31. März über eine Rekord-Liquidität von gut 1,2 Milliarden Euro.

Ende März beschäftigte der Konzern rund 17 000 Mitarbeiter und damit knapp 3 Prozent mehr als zum Jahresende 2020. Knapp die Hälfte der Belegschaft entfiel auf Deutschland. Die im Vergleich höhere Zahl resultiere aus den Zukäufen des Automatisierungsspezialisten Teamtechnik und des kanadischen IT-Unternehmens Cogiscan. Dagegen seien in anderen Bereichen wie geplant Stellen abgebaut worden.

Dürr ist auf Lackieranlagen für die Autoindustrie spezialisiert, hat aber auch Maschinen für die Möbel- und Holzindustrie unter der Marke Homag im Programm./eas/tav/jha/