Basel (awp) - Der Reisedetailhändler Dufry hat die Corona-Baisse im ersten Halbjahr 2022 schon fast abgeschüttelt. Nach dem beispiellosen Einbruch in den Vorjahren sind wieder gut 75 Prozent der Vorkrisen-Umsätze zurück - und dies trotz eines anhaltend schwachen Asien-Geschäfts. In den Fokus rückt nun verstärkt die Grossübernahme der italienischen Autogrill.

Mit 2,92 Milliarden Franken setzte das Balser Unternehmen im ersten Semester mehr als doppelt so viel um wie im Vorjahreszeitraum. "Wir haben bei den Ferienreisenden stark von einem Nachhol-Effekt profitiert", sagte der neue CEO Xavier Rossyniol am Dienstag im Gespräch mit AWP. Besonders fleissig eingekauft wurde dabei in den Duty-Free-Geschäften in der Mittelmeer-Region, aber auch in Nordamerika und der Karibik schnellten die Verkäufe von Spirituosen, Alkohol und Parfüm in die Höhe.

Weit vom Vorkrisenniveau entfernt bleibt nur die Region Asien und Pazifik. Trotz Lockerungen an wichtigen Reisezielen wie Bali oder Thailand machte sich dort das weitgehende Fehlen der chinesischen Touristen aufgrund der Lockdowns bemerkbar.

Störungen an Flughäfen haben wenig Einfluss

Der Ukraine-Krieg bremste die Erholung zumindest auf Gruppenebene kaum. Auch die langen Schlangen und Gepäckpannen an den Flughäfen konnten den Reisenden die Shoppinglaune im Sommer bislang nicht vermiesen. So lagen die Umsätze von Dufry im Juli nur noch 10 Prozent unter dem Niveau von 2019.

Angespannt ist beim Reisedetailhändler aber wie bei anderen Unternehmen der Branche die Personalsituation. "Wir haben derzeit innerhalb der Gruppe fast 2000 offene Stellen, die wir besetzen wollen", so Rossyniol. Aufgrund der wenig vorhersehbaren Entwicklung gegen Ende Jahr werde auf einen konkreten Ausblick auf das Gesamtjahr denn auch verzichtet.

Neuer CEO mit Mammut-Aufgaben

Neben den aktuellen Unsicherheiten warten noch weitere Herausforderungen auf den Dufry-Chef, der sein Amt erst Anfang Juni angetreten hat. Einerseits muss es ihm gelingen, auch unter dem Strich wieder schwarze Zahlen zu erwirtschaften. Für 2020 und 2021 hatten sich kumuliert Verluste in Höhe von fast 3 Milliarden angehäuft. Demgegenüber mutet das Minus von 18 Millionen im ersten Halbjahr 2022 bescheiden an.

Andererseits wird Rossyniol in naher Zukunft auch mit der im Juli angekündigten Übernahme der italienischen Autogrill stark beschäftigt sein - sofern das Aktionariat diese an der Generalversammlung von Ende August durchwinkt. Neben Flughäfen, Häfen und Bahnhöfen wird die Präsenz in Europa auch auf Autobahn-Raststätten ausgedehnt. Zusammen sollen die Unternehmen gemessen am Vorkrisenwert dereinst einen Jahresumsatz von 13,6 Milliarden Franken erzielen.

an/kw