LÜBECK (dpa-AFX) - Der Medizin- und Sicherheitstechnik-Konzern Drägerwerk spürt wegen des neuartigen Coronavirus eine erhöhte Nachfrage nach Schutzausrüstungen und Beatmungsgeräten für Krankenhäuser. Insgesamt entstehe durch die Epidemie jedoch Unsicherheit für die Geschäftsentwicklung, teilte das Unternehmen bei der Vorlage der Bilanz am Donnerstag in Lübeck mit. Außerdem nähmen die Risiken für die Gesamtwirtschaft zu.

Vorstandschef Stefan Dräger hält dennoch an seiner Prognose fest, den Umsatz in diesem Jahr währungsbereinigt um ein bis vier Prozent zu steigern. Davon sollen weiter ein bis vier Prozent als operativer Gewinn hängen bleiben.

An der Börse wurden die Nachrichten mit einem Kursrutsch quittiert. Bis zum späten Vormittag verlor die Dräger-Aktie 3,5 Prozent und sackte auf 50,95 Euro ab. Damit war sie einer der schwächeren Werte im Kleinwerte-Index SDax.

Noch vor Kurzem hatte ihr Kurs in Reaktion auf die Ausbreitung des Coronavirus binnen weniger Handelstage um rund 40 Prozent zugelegt, nachdem Anleger Dräger als möglichen Profiteur der Krise gesehen hatten. Inzwischen sind die Gewinne wieder zusammengeschmolzen. Für den bisherigen Jahresverlauf steht nun ein Kursverlust von knapp neun Prozent zu Buche.

Erste Eckdaten für 2019 hatte Dräger bereits Mitte Januar veröffentlicht und dabei auch eine Prognose für 2020 abgegeben. Bis dahin war das Coronavirus jedoch nur in China aufgetaucht und es waren erst wenige Infizierte bekannt.

Besonders die Produktion von Intensivbeatmungsgeräten laufe infolge der Coronavirus-Verbreitung auf Hochtouren, sagte Vorstandschef Dräger nun der Deutschen Presse-Agentur. Hier sei ein Allzeit-Hoch erreicht. Dieses Segment mache 3 Prozent des Umsatzes aus, während der Anteil der sogenannten FFP-Schutzmasken nur 0,3 Prozent betrage.

Die Beatmungsgeräte würden in Lübeck produziert, die Schutzmasken rund um die Uhr in Schweden und Südafrika. Auf das Exportverbot der Bundesregierung für Schutzausrüstung habe das Unternehmen seine Prozesse angepasst, sagte Dräger. Die Kunden in Deutschland würden weiterhin aus einem Verteillager bei Frankfurt beliefert, die Kunden in der Welt aus den Produktionsstätten im Ausland.

Im Jahr 2019 steigerte der Konzern seinen Umsatz um sieben Prozent auf knapp 2,8 Milliarden Euro. Der Gewinn vor Zinsen und Steuern stieg um sechs Prozent auf 66,6 Millionen Euro. Damit blieben wie im Vorjahr 2,4 Prozent der Erlöse als operativer Gewinn übrig. Der Überschuss ging aber um drei Prozent auf 33,8 Millionen Euro zurück. Die Dividenden für die Stamm- und Vorzugsaktien sollen mit 13 und 19 Cent stabil bleiben. 2017 waren es noch 40 und 46 Cent.

"Mit dem Geschäftsverlauf im abgelaufenen Jahr sind wir insgesamt zufrieden", sagte Konzernchef Dräger. "Die Sicherheitstechnik legte 2019 wieder überdurchschnittlich zu, aber auch in der Medizintechnik sind wir ordentlich gewachsen."

Der Auftragseingang wuchs 2019 nominal um 4,1 Prozent auf fast 2,8 Milliarden Euro. Dabei gab es währungsbereinigt in Europa und Amerika ein Plus, in Afrika, Asien und Australien hingegen insgesamt ein Minus./stw/wsz/knd/jha/