FRANKFURT (dpa-AFX) - Mit dem zehnjährigen Bullenmarkt amerikanischer Aktien dürfte es nach Einschätzung von Pictet wohl vorbei sein. Investoren sollten stattdessen lieber auf Papiere aus der Eurozone setzen, riet Luca Paolini, Chefstratege der Schweizer Privatbank, am Mittwoch in Frankfurt. Denn diese dürften sich in den kommenden fünf Jahren pro Jahr um fünf Prozentpunkte besser schlagen als ihre US-Pendants. Pictet verwaltet eigenen Angaben zufolge Anlagen im Volumen von 528 Milliarden Schweizer Franken.

"Die USA sind ein teurer Aktienmarkt", sagte Paolini. Das Kurs-Gewinn-Verhältnis des Dow Jones Industrial beispielsweise liege mit derzeit 17 weit über dem des Dax mit 12. Im kommenden Jahr drohe den USA eine Rezession. Das Vertrauen in den Unternehmen schwinde und ihre Gewinne seien bereits im Sinken begriffen. Sie seien hoch verschuldet, gleichzeitig stiegen aber die Finanzierungskosten.

In den fünf Jahren bis 2024 dürften US-Aktien daher weltweit die geringste Gesamtrendite abwerfen. Mit gut zwei Prozent werde sie nur marginal über der Inflation liegen. Den marktbreiten amerikanischen Leitindex S&P 500 sieht der Chefstratege bis zum Ende dieses Zeitraums quasi unverändert. Anders die Eurozone, für die Paolini immerhin eine Rendite von knapp vier Prozent prognostiziert.

Staatliche Impulse für mehr Wachstum in Form weiterer Steuersenkungen in den USA kann sich Paolini nicht vorstellen. Ein offener Handelskrieg mit China würde die Lage wohl noch verschlimmern. Wegen ihrer globalen Verflechtung würden Unternehmen in den USA letztlich unter einem Handelskrieg leiden. Das gelte vor allem für die Technologiebranche und hier insbesondere für die Chip-Hersteller.

Zudem dürfte im Szenario eines offen ausbrechenden Handelskriegs der US-Dollar stark aufwerten - und damit die Position der US-Wirtschaft im internationalen Wettbewerb schwächen. Ohnehin sei die "erratische" Politik des US-Präsidenten Donald Trump und seiner Administration ein großes politisches Risiko, sagte der Stratege. Der Zeitpunkt sei also ideal, um sich von US-Aktien zu verabschieden und anderweitig zu investieren.

Für Aktien der Eurozone spreche dagegen eine unverändert gute Binnennachfrage, die auch von steigenden Löhnen und Gehältern gestützt werde. "Unter den entwickelten Volkswirtschaften dürften europäische Aktien die höchste Rendite abwerfen", sagte Paolini. Investoren seien immer noch zu pessimistisch. Das gelte vor allem für britische Papiere: "Wegen der Sorgen um den Brexit ist der britische Markt besonders günstig". Allein die Dividendenrendite belaufe sich auf rund fünf Prozent./bek/ag/jha/