Zürich (awp) - Das Aargauer Chemieunternehmen Dottikon ES hat sich 2015/16 endgültig aus dem Ergebnistal herausgearbeitet, in das das Unternehmen nach der Finanzkrise hineingefallen war. Der Fokus des Pharmazulieferers liegt jetzt auf einer Grossinvestition am Entwicklungs- und Produktionsstandort in Dottikon. Firmenlenker Markus Blocher ist weiter bereit, Dottikon finanziell unter die Arme zu greifen.

"Wir haben seinerzeit antizyklisch reagiert", resümierte Blocher am Dienstag in Dottikon AG mit Blick zurück auf die schwierigen Jahre nach der Finanzkrise. Seinerzeit strichen die Pharmabranche und Regierungen weltweit ihre Forschungsbudgets zusammen, während gleichzeitig bei Dottikon mehrere grosse Aufträge ausliefen.

In der Folge sank der Umsatz um beinahe die Hälfte und das Unternehmen schrieb von 10/11 bis 13/14 vier Jahre in Folge einen Verlust. In Erwartung einer steigenden Nachfrage in der mittleren Frist trieb Dottikon dennoch seine Investitionstätigkeit unbeirrt voran.

GEWINN VERZEHNFACHT

Mit der Erholung des Pharmamarktes konnte Dottikon in der Folge wieder mehr Aufträge an Land ziehen und mit der besseren Auslastung der Anlagen setzten Skalenerträge ein. Konkret hat Dottikon ES 2015/16 seinen Gewinn auf 14,3 Mio CHF verzehnfacht. Im Vorjahr hatten unter dem Strich 1,3 Mio herausgeschaut. Der Umsatz wuchs um 26% auf 121,4 Mio CHF. Das kam durch eine Erweiterung des bestehenden Geschäfts zustande sowie durch neue Produkteakquisitionen.

Um diese Ausweitung zu bewältigen, stieg der Personalbestand um 8% auf 522 an. Der Personalaufwand wuchs entsprechend um 11%, wobei noch Überstunden- und andere Kompensationen aufgrund der höheren Auslastung hinzukamen. In den letzten fünf Jahren wurden insgesamt 100 Stellen geschaffen.

GROSSE INVESTITIONEN

In den kommenden drei Jahren will Dottikon ES nun weitere 100 Mio CHF in das weitere Wachstum investieren. Die Mehrausgaben für zusätzliche Mehrzweckproduktionskapazitäten und ein neues Labor- und Bürogebäude werden die Investitionen im laufenden und in den kommenden zwei Geschäftsjahren auf 50 Mio, 60 Mio und 40 Mio CHF aufblähen, wie Blocher erklärte. Und die Aktionäre müssen weiterhin auf eine Dividende verzichten.

Und je nach Auftragslage wird Dottikon in einem späteren Schritt gar eine zusätzliche Mehrzweckproduktions-Anlage bauen, so Blocher. Eine solche koste im Endausbau 150 Mio CHF. Gebaut wird einzig am Standort Dottikon. Er sei ein "dezidierter Anhänger" einer Einstandortstrategie, so Blocher.

"Wir halten nicht viel von Auslagern aller Arten von Arbeiten. Ich will nicht, dass am Ende hier nur noch die schlauen Köpfe sitzen, die sich Sachen ausdenken", so der Firmenlenker. "Ich bin davon überzeugt, dass es künftig einen Engpass an hochqualitativen Kapazitäten geben wird", so sein Plädoyer für den Standortentscheid.

FINANZIERUNG NOCH OFFEN

Wie der Ausbau finanziert wird, ist derzeit Gegenstand einer Überprüfung. Blocher lässt zum heutigen Zeitpunkt alle Optionen offen, seine Präferenz für eine Lösung mit Fremdkapital gegenüber einer Aktienkapitalerhöhung scheint aber durch. "Mir ist eine Überbrückungsfinanzierung wahrscheinlich lieber, denn bei einem starken Cashflow ginge es ohnehin nur um einen Zeitraum von zwei Jahren", so der Dottikon-Chef.

"Denkbar" sei auch die Ausgabe einer Obligation oder ein Privatdarlehen von Seiten Blochers selbst. "Das wäre denkbar bei einer gleichzeitigen Reduktion meiner Aktienquote", erklärte dieser. Blocher hat seinen Anteil an der Aargauer Firma seit dem IPO im Jahr 2005 von ursprünglich knapp 56% auf zuletzt rund 73% ausgebaut.

WEITERE VERBESSERUNG ERWARTET

Im laufenden Geschäftsjahr 2016/17 rechnet Dottikon ES mit einer weiteren Zunahme des Nettoumsatzes und des Reingewinns. Die demografische Entwicklung sei die Garantie für ein weiterhin langfristiges Pharma-Mengenwachstum. Ob sein Unternehmen dereinst wieder in die Region des Geschäftsjahres 2008/09 vorstossen kann, als ein Umsatz von rund 150 Mio CHF erzielt wurde, liess Blocher - gewohnt konservativ - indes offen.

An der Schweizer Börse büssen die Dottikon-Papiere am Berichtstag 1,9% ein.

ra/cp