Von Jacky Wong

PEKING (Dow Jones)--Einheimische Marken haben im Reich der Mitte ausländischen Autoherstellern den Rang abgelaufen. Das gilt vor allem bei Elektrofahrzeugen. Der bisher handzahme Preiswettbewerb in Chinas Autoindustrie hat sich in eine regelrechte Keilerei verwandelt. Dies bedeutet eine weitere Herausforderung für ausländische Autohersteller, die im Rennen um Elektrofahrzeuge in China bereits hinter ihren einheimischen Konkurrenten zurückliegen. Was als Preissenkungen, angeführt von Tesla, Ende 2022 und Anfang 2023 begann, ist zu einem ausgewachsenen Preiskrieg auf dem gesamten Automarkt ausgeartet.

Ein extremes Beispiel: Chinas Dongfeng Motor und die Provinzregierung von Hubei bieten gemeinsam Rabatte von bis zu 13.000 US-Dollar auf einige ihrer Autos an. Das bedeutet, dass die Rabatte für einen benzinbetriebenen Citroen C6, der von einem Joint Venture zwischen Dongfeng und dem Jeep-Hersteller Stellantis hergestellt wird, bis zu 40 Prozent des Listenpreises betragen. Auch Autohersteller wie der einheimische E-Auto-Champion BYD und ausländische Unternehmen wie VW sowie Ford senken die Preise für ihre Fahrzeuge.

Chinas Automarkt hat sich in diesem Jahr auf die Kriechspur begeben. Die Autoverkäufe brachen in den ersten beiden Monaten des Jahres 2023 im Vergleich zum Vorjahr um fast 20 Prozent ein, wie die China Passenger Car Association mitteilte. Der Hauptgrund für den Rückgang sind benzinbetriebene Autos, deren Verkäufe im Vergleich zum Vorjahr um etwa 30 Prozent in die Knie gingen. Autos mit neuer Energie, zu denen auch Plug-in-Hybride gehören, verzeichneten im Januar und Februar einen Zuwachs von 23 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Doch hat sich das Wachstum gegenüber dem rasanten Tempo des vergangenen Jahres verlangsamt. Die Subventionen für Elektroautos und Steuererleichterungen bei der Anschaffung liefen Ende vergangenen Jahres aus, so dass viele Käufer ihre Anschaffung wahrscheinlich vorgezogen haben. Eine Neufassung der Abgasnormen, die im Juli in Kraft treten wird, hat die Händler wahrscheinlich auch dazu veranlasst, die Bestände von Altfahrzeugen mit Benzinmotor abzubauen - ähnlich wie vor der vorerst letzten Änderung der Normen im Jahr 2019.


   Margen und Aktienkurse geraten unter Druck 

Die aggressiven Preissenkungen quer durch die Bank werden wahrscheinlich die Margen der Autohersteller beeinträchtigen. So sind die Aktien der meisten chinesischen Hersteller im vergangenen Monat auf Tauchkurs gegangen. Die in Hongkong notierten Aktien von Dongfeng haben seit Ende Januar fast ein Viertel ihres Wertes verloren. Great Wall Motor hat im gleichen Zeitraum 20 Prozent an Wert eingebüßt. Und der harte Preiskampf wird auch ausländische Autobauer unter Druck setzen, die in China meist über Joint Ventures tätig sind. China ist für sie zu einem lukrativen Markt geworden, aber sie haben bereits Marktanteile an inländische Konkurrenten abgegeben, da der Absatz von Elektrofahrzeugen in China sprunghaft angestiegen ist.

Laut der China Passenger Car Association entfiel in diesem Jahr rund die Hälfte der Autoverkäufe in China auf einheimische Marken, im Jahr 2019 waren es 38 Prozent. Der Hauptgrund dafür ist der Boom der Elektroautos: ausländische Hersteller haben sich nur langsam dem Wettbewerb gestellt. Tesla ist die einzige ausländische Marke unter den meistverkauften EV-Modellen in China. Der Anteil der Elektroautos an den Autoverkäufen in China liegt inzwischen bei etwa 30 Prozent, und die Durchdringungsrate dürfte wohl weiter zulegen.

Zugleich werden wohl der rückläufige Absatz und der harte Preiswettbewerb der chinesischen Automobilindustrie ein hartes Jahr bescheren. Aber auch die ausländischen Autohersteller, die in China seit Jahrzehnten erfolgreich sind, haben ein grundsätzliches Problem: Sie müssen im bei Elektrofahrzeugen aufholen, bevor es zu spät ist.

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March 21, 2023 10:16 ET (14:16 GMT)