Zürich (awp) - Es ist kein einfacher Job, wenn der Chef seinen Vorgänger zum Vorgesetzten hat. Und genau so eine Position galt es beim Handels- und Dienstleistungskonzern DKSH zu besetzen. Durchgesetzt hat sich mit Stefan Butz ein Externer; er stösst Anfang 2017 zu DKSH. Analysten zeigen sich erleichtert, dass die CEO-Frage bereits heute geklärt wurde.

Es ist eine eigentliche Zäsur: 14 Jahre lang hat Jörg Wolle das Unternehmen geführt. DKSH, das ist Wolle. Als das Unternehmen 2012 an die Börse ging, wurde gar im Börsenprospekt ausdrücklich auf das Risiko von der Abhängigkeit von Wolle hingewiesen. Im März 2016 kündigte Wolle dann an, im Frühjahr 2017 das Präsidium des Verwaltungsrates zu übernehmen und den operativen Chefposten abzugeben.

DKSH habe "im Rahmen eines umfangreichen, strukturierten Prozesses" geeignete Kandidaten identifiziert, teilte das Unternehmen am Dienstag mit. Diese seien vom Personalausschuss in Abstimmung mit dem Präsidenten und dem CEO bewertet und beurteilt worden. Am Ende des Prozesses hätten alle Entscheidungsträger geschlossen für Stefan Butz als neuen CEO gestimmt.

Fündig wurde DKSH bei der britischen Intertek Group, einem Unternehmen für Qualitäts- und Sicherheitsdienstleistungen. Dort war der 48-jährige Butz, gebürtiger Deutscher, in leitender Position für die Regionen Europa und China zuständig. Zuvor war er bei TÜV Süd, Accenture Strategy und Management Consulting Network in Deutschland tätig. DKSH hat Butz nun per 1. Januar 2017 zum neuen Mitglied der Konzernleitung ernannt; nach der Generalversammlung vom 23. März 2017 soll er die CEO-Aufgaben übernehmen.

Als eine mögliche interne Lösung galt im Vorfeld der Entscheidung unter anderem Chief Operating Officer Bruno Sidler. Der frühere Panalpina-Manager stiess auf Anfang 2013 DKSH, um das Tagesgeschäft zu leiten.

WÜRDIGER NACHFOLGER

Chris Burger von Helvea Baader begrüsst es, dass DKSH die Frage nach dem neuen CEO bereits weit im Vorfeld der kommenden Generalversammlung beantworten konnte. Mit Butz habe DKSH einen würdigen Nachfolger für Wolle gefunden, urteilt Vontobel-Analyst Pascal Furger. Er scheine eine profunde Kenntnis der Dienstleistungsindustrie zu haben und blicke auf einige Jahre Asien-Erfahrung zurück.

Seine grösste Herausforderung werde es aber sein, das grosse Erbe seines Vorgängers zu tragen, so Furger. Der Analyst weist auch darauf hin, dass Butz zuletzt einen Karriereknick erfahren hat: Sein heutiger Arbeitgeber Intertek hat vergangenes Jahr André Lacroix statt ihn zum neuen CEO ernannt.

An der Börse notieren die DKSH-Papiere gegen 09.40 Uhr 1,1% tiefer und fällt damit etwas hinter den am SPI gemessenen Gesamtmarkt (-0,64%) zurück. Auf Jahressicht allerdings liegen die Papiere aber immer noch rund 4% im Plus; nicht zuletzt dank einem Kurssprung um 4,3% vergangene Woche nach der Publikationen der Halbjahreszahlen.

ra/rw