New York (Reuters) - Weniger als drei Jahre nach der 109 Milliarden Dollar schweren Übernahme des Medienkonzerns Time Warner vollzieht der US-Telekomgigant AT&T mit der Ausgliederung der Sparte eine Kehrtwende.

Das Geschäft - unter anderem Heimat von CNN, dem Kabelsender HBO und dem Filmstudio Warner Bros ("Batman", "Wonder Woman", "Harry Potter") - fusioniere mit dem Medienunternehmen Discovery, teilte AT&T am Montag mit. Mit dem Deal reagiert AT&T auf den durch die Corona-Krise beschleunigten Boom von Streamingdiensten wie Netflix und Disney+, aber auch auf die Herausforderungen durch den teuren 5G-Netzaufbau und die stark wachsende Deutsche-Telekom-Tochter T-Mobile US.

Am Aktienmarkt sorgte die Ankündigung für Begeisterung. Discovery-Aktien stiegen vorbörslich um mehr als 16 Prozent und peilten damit den besten Tag seit mehr als zwölf Jahren an. AT&T legten rund vier Prozent zu. Netflix und Disney verloren hingegen leicht.

Nach der Fusion sollen die AT&T-Aktionäre 71 Prozent an dem neuen Unternehmen mit einem angepeilten Jahresumsatz von mehr als 50 Milliarden Dollar halten, zu dem dann auch Discovery-Fernsehkanäle wie TLC und HGTV mit Koch- und Wissenschaftsshows gehören. Zugleich erhält AT&T 43 Milliarden Dollar in Form von Bargeld und Schuldtiteln. Die Ausgliederung spiegelt auch die Schwierigkeiten von AT&T wider, als Telekomkonzern zu agieren und gleichzeitig als Medienanbieter. Erst kürzlich ging das Unternehmen Verbindlichkeiten in Höhe von 14 Milliarden Dollar ein, um weiteres Funkspektrum zu kaufen.

Mit der Ausgliederung des Mediengeschäfts verschlankt sich der hochverschuldete Konzern weiter. AT&T hatte erst im Februar einen Anteil am Fernsehsatelliten-Betreiber DirecTV verkauft. Zwar kommen HBO und HBO Max inzwischen weltweit auf knapp 64 Millionen Abonnenten, können es damit aber nicht mit Disney oder Netflix aufnehmen. Zusammen mit Discovery und deren rund 88 Millionen Zuschauern sind HBO und CNN allerdings deutlich schlagkräftiger und können durch die Ausgliederung auch unabhängiger agieren. Mit Abschluss des Deals wird bis Mitte nächsten Jahres gerechnet.