--Vonovia-Anteil von knapp 30% zählt nun bei Mindestannahmeschwelle

--Verzicht auf Beherrschungs- und Gewinnabführungsvertrags für 3 Jahre

--Bafin-Befreiung von Sperre noch diese Woche erwartet

--Vonovia +1%, Aktie Deutsche Wohnen +0,2% im frühen Handel

(NEU: Durchweg neu)

Von Ulrike Dauer

FRANKFURT (Dow Jones)--Vonovia nimmt einen weiteren Versuch zur Übernahme des Wettbewerbers Deutsche Wohnen. Der Wohnimmobilienkonzern hat für seinen nun dritten Anlauf den Preis etwas, die Transaktionssicherheit aber signifikant erhöht. Investoren beider Unternehmen reagierten positiv auf die Nachrichten, die Aktien beider Unternehmen notierten am Montagmorgen im Plus.

Wie die Vonovia SE am Sonntagabend mitteilte, will sie 53 Euro je Deutsche-Wohnen-Aktie bieten - 1 Euro mehr als bei dem vor einer Woche gescheiterten Angebot für 52 Euro je Aktie. Basierend auf der Gesamtzahl der Deutsche-Wohnen-Aktien wird der Berliner Konzern damit mit 19 Milliarden Euro bewertet anstatt 18,7 Milliarden.


   Transaktionssicherheit nun höher 

Für das neue Angebot soll eine Mindestannahmeschwelle von 50 Prozent der Aktien gelten. Daran war in der vergangenen Woche das Übernahmeangebot knapp gescheitert, bei dem 47,62 Prozent der Aktien angedient wurden. Allerdings ist Vonovia mit 29,99 Prozent Anteilen durch Zukäufe nun Deutsche Wohnens größter Aktionär. Diese knapp 30 Prozent werden bei der Mindestannahmeschwelle im neuen Angebot nun eingerechnet, betonte Vonovia-Chef Rolf Buch in einer Telefonkonferenz mit Investoren am Montag. Für das Erreichen der Annahmeschwelle fehlen Vonovia also nur noch 20 Prozent.

In dem neuen Angebot will Vonovia einen Beherrschungs- und Gewinnabführungsvertrags für drei Jahre nach dem Closing ausschließen. Laut deutschem Aktiengesetz stehen bei Bestehen eines solchen Vertrags den anderen Aktionären angemessene Ausgleichs- und Abfindungszahlungen für entgangene Gewinne bzw. Dividenden zu. Medienberichten zufolge hatten zahlreiche Hedgefonds auf derartige Entschädigungen spekuliert und ihre Aktien nicht angedient.

Buch sagte den Investoren, ein Beherrschungs- und Gewinnabführungsvertrags sei zwischen den beiden Unternehmen auch im ursprünglichen Vertrag nicht vorgesehen gewesen, er sei aus steuerlichen Gründen in der deutschen Immobilienbranche nicht üblich und wäre für Vonovia auch zu teuer gewesen. Innerhalb der Vonovia-Gruppe gebe es viele Unternehmen ohne Beherrschungsvertrag.


   Antrag bei Bafin zeitnah für Befreiung 

Buch zufolge will Vonovia zeitnah bei der Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht eine Befreiung von der einjährigen Sperrfrist für ein neues Angebot beantragen, die sonst gilt. Mit der Bafin-Befreiung rechnet der Konzern Buch zufolge noch in dieser Woche.

Im frühen Handel notierte die Vonovia-Aktie 1 Prozent im Plus, die Aktie der Deutsche Wohnen 0,2 Prozent im Plus bei 52,74 Euro, also unterhalb des neuen Angebotspreises.

Die Analysten von Berenberg nannten den neuen Vorstoß einen "weithin erwarteten Schritt". Im Vergleich zum Schlusskurs am Freitag von 52,64 Euro betrage die Prämie weniger als 1 Prozent, impliziere laut Unternehmen aber auch einen geringen Aufschlag auf den erwarteten bereinigten Nettoinventarwert je Aktie ab Juni. Die bestätigten operativen Synergien hält Berenberg für realisierbar.


Deutsche-Wohnen-Gremien unterstützen neuen Anlauf 

Vonovia und Deutsche Wohnen hatten am Wochenende das vorherige Business Combination Agreement für einen Zusammenschluss erneuert, da beide Konzerne ein Zusammengehen trotz des jüngst gescheiterten Übernahmeangebots "weiterhin strategisch und gesellschaftspolitisch für sinnvoll" halten, wie beide Unternehmen mitteilten.

Das neue Angebot sowie die Befreiung von der Sperrfrist wird von Vorstand und Aufsichtsrat von Deutsche Wohnen unterstützt, teilte der Berliner DAX-Konzern in einer eigenen Stellungnahme mit.

"Ein partnerschaftlicher Zusammenschluss mit der Vonovia ist strategisch nach wie vor sinnvoll und bietet signifikante Vorteile", sagte Deutsche-Wohnen-Chef Michael Zahn.


Betriebsbedingte Kündigungen  bis 2023 ausgeschlossen - Finanzierung gesichert 

Beide Konzerne rechnen mit operativen Synergien von 105 Millionen Euro auf bereinigter EBITDA-Ebene ab 2024. Betriebsbedingte Kündigungen sollen bis Ende 2023 ausgeschlossen werden.

Die Finanzierung des neuen Angebotes ist Vonovia zufolge durch eine Akquisitionsfinanzierung über rund 20 Milliarden Euro sichergestellt. Zur Refinanzierung soll unter anderem eine Bezugsrechtskapitalerhöhung von bis zu 8 Milliarden Euro nach Abschluss der Transaktion durchgeführt werden.

Das Closing könnte nach den Plänen im vierten Quartal 2021 stattfinden, so Vonovia.

Kontakt zur Autorin: ulrike.dauer@wsj.com; @UlrikeDauer_

DJG/uxd/kla

(END) Dow Jones Newswires

August 02, 2021 05:00 ET (09:00 GMT)