Von Ulrike Dauer

FRANKFURT (Dow Jones)--Ein US-Hedgefonds, der nach eigenen Angaben mit 3,2 Prozent an Deutsche Wohnen beteiligt ist, geht gerichtlich gegen geplante Kapitalmaßnahmen im Zusammenhang mit der Übernahme durch die Vonovia SE vor. Der britische Arm des US-Hedgefonds Davidson Kempner Capital Management LP will dem Berliner Wohnimmobilienkonzern verbieten lassen, an Vonovia weitere 6 Prozent zu verkaufen - dies haben beide Unternehmen im Rahmen ihres Business Combination Agreement zur Erhöhung der Transaktionssicherheit vereinbart. Davidson Kempner hat einem Sprecher zufolge vor knapp zwei Wochen beim Landgericht Berlin eine einstweilige Verfügung gegen eine mögliche Kapitalerhöhung von Deutsche Wohnen und den Verkauf eigener Aktien der Deutsche Wohnen an Vonovia beantragt. Demzufolge hat Deutsche Wohnen bis Freitag, den 24. September, Zeit für eine Stellungnahme, wie eine Sprecherin des Landgerichts bestätigte.

Vonovia steht allerdings bereits kurz davor, bei der Deutsche Wohnen die Mehrheit zu übernehmen. Außerdem hat sich der Bochumer Konzern jüngst mit dem Verzicht auf eine Mindestannahmeschwelle gegen mögliche Spekulanten wie Hedgefonds gewappnet, die auf ein Squeeze Out und eine höhere Entschädigung spekulieren und ihre Aktien deshalb nicht andienen.

Deutsche Wohnen teilte mit, sich gegen den Antrag wehren zu wollen. "Die Deutsche Wohnen sieht den Versuch von Davidson Kempner, eine einstweilige Verfügung zu erwirken, als vollkommen substanzlos an und setzt sich gegen die Beantragung der einstweiligen Verfügung zur Wehr", so der Konzern in einer schriftlichen Stellungnahme. "Angesichts des Umstands, dass per Freitag letzter Woche (letzte veröffentlichte Wasserstandsmeldung) bereits 48,5 Prozent der Aktionäre der Deutsche Wohnen ihre Aktien in das Angebot eingereicht haben, werden die Maßnahmen, die mit der substanzlosen Forderung nach einer einstweiligen Verfügung angegriffen werden, aller Voraussicht nach ohnehin nie relevant werden."

Die Vonovia SE, deren Übernahmeangebot von 53 Euro je Aktie noch bis zum 4. Oktober läuft, wollte sich gegenüber Dow Jones Newswires nicht äußern.

Beim derzeitigen Angebot ist die Transaktionssicherheit um einiges höher als bei dem vorigen, das im Juli an der Mindestannahmeschwelle von 50 Prozent scheiterte - 47,62 Prozent der Deutsche-Wohnen-Aktien waren angedient worden.

Beim aktuellen Angebot waren Vonovia bereits zu Beginn der Annahmefrist rund 30 Prozent der Anteile an Deutsche Wohnen zuzurechnen. Zudem hat sich Vonovia 3,53 Prozent der Deutsche-Wohnen-Aktien aus dem Eigenbestand der Berliner gesichert sowie in dem neuen Business Combination Agreement Optionen auf weitere 0,93 Prozent aus dem Eigenbestand. Über eine Barkapitalerhöhung unter Bezugsrechtsauschluss könnten noch weitere 5,17 Prozent hinzukommen.

Der Hedgefonds kritisiert in einer Stellungnahme die beiden letztgenannten Kapitalmaßnahmen sowie das Vorgehen des Deutsche-Wohnen-Managements. Die in dem Business Combination Agreement mit Vonovia vereinbarten Maßnahmen seien "rechtlich fragwürdig" und dienten allein dem Zweck, "Vonovia dabei zu helfen, die Kontrolle über Deutsche Wohnen zu erlangen. Und das, obwohl sich deren Aktionäre gegen die Übernahme und deren Konditionen wehren", was das Nichtzustandekommen des vorigen Angebots im Juli gezeigt habe. Mit dem Vorgehen der Vorstände beider Unternehmen werde die "Aktionärsdemokratie ausgehöhlt". Zudem wirft Davidson Kempner Deutsche-Wohnen-Vorständen, denen Vorstandsposten im Vorstand des fusionierten Unternehmens offeriert werden, Interessenskonflikte vor.

Davidson Kempner hat allerdings laut Angebotsunterlagen über sein irisches Investmentvehikel Burlington Loan Management DAC im Juni gut 4 Millionen Deutsche-Wohnen-Aktien bzw. rund 1,11 Prozent des Grundkapitals und der Stimmrechte an Vonovia verkauft, zum Preis von 52,00 Euro je Aktie.

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DJG/uxd/sha

(END) Dow Jones Newswires

September 24, 2021 04:49 ET (08:49 GMT)