FRANKFURT/BERLIN (awp international) - Die Deutsche Wohnen AG hat dank höherer Mieteinnahmen und weiterer Einsparungen in den ersten neun Monaten deutlich mehr verdient. Das operative Ergebnis - gemessen an der für die Branche wichtigen Kenngrösse Funds from Operations I (FFO I) - erhöhte sich im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um rund 32 Prozent auf 301,4 Millionen Euro, wie das im MDax gelistete Unternehmen am Dienstag mitteilte. Das Management um Unternehmenschef Michael Zahn stellt den Aktionären deshalb eine Dividende von rund 73 Cent je Aktie in Aussicht. Dies wären rund 35 Prozent mehr als ein Jahr zuvor.

Die Quartalsbilanz kam am Aktienmarkt gut an. Die Aktie legte bis zum frühen Nachmittag um 4,7 Prozent zu. Grössere in Aussicht gestellte Bewertungsgewinne hätten bei dem Immobilienunternehmen zu einem höheren Ausblick für den Nettoinventarwert je Aktie geführt, schrieb Analyst Andre Remke von der Baader Bank. Unter Einbezug der Dividende sei der für Investoren erwartete Wertzuwachs attraktiv.

Für das laufende Jahr peilt Deutsche Wohnen ein FFO I von mindestens 380 Millionen Euro an. Das Immobilienunternehmen hatte das Ziel erst im Sommer angehoben. Einen Gewinnausblick für das kommende Jahr werde die Deutsche Wohnen Anfang 2017 geben, sagte Finanzchef Philip Grosse. Die Vertragsmieten stiegen in den ersten neun Monaten um gut 11 Prozent auf 526 Millionen Euro. Der Leerstand in den Kern- und Wachstumsregionen verringerte sich auf 1,5 Prozent, nach 1,7 Prozent im Vorjahr.

Deutsche Wohnen steckt wie auch andere Immobilienkonzerne mehr Geld in die Modernisierung. Die Ausgaben hierfür betrugen fast 84 Millionen Euro - das waren gut 50 Prozent mehr als im Vorjahr. Mit sanierten Wohnungen können Vermieter in der Regel auch die Mieten anheben. Der Konzerngewinn legte in den ersten neun Monaten vor allem dank einer Neubewertung des Immobilienbestands insbesondere in Berlin um gut ein Fünftel auf 638,4 Millionen Euro zu.

Die Entwicklung der vergangenen zwei Jahre in Berlin werde sich auch zukünftig fortsetzen, sagte Unternehmenschef Michael Zahn während einer Telefonkonferenz mit Analysten. Es gebe einen Nachfrageüberhang nach Wohnungen und die Mietpreise seien im Vergleich zum Vorjahr um zehn Prozent gestiegen. Deutsche Wohnen besitzt gut 158 000 Wohnungen und 2200 Gewerbeeinheiten wie etwa kleinere Läden. Die Immobilien befinden sich überwiegend in Berlin, Frankfurt und Mainz.

Die Gesellschaft hob den Wert ihres Portfolios für das Gesamtjahr deshalb um weitere 1,5 Milliarden Euro an. Der Wert der gesamten Immobilien läge dann bei mindestens 15 Milliarden Euro. Und langfristig rechnet Vorstand Lars Wittan sogar mit einer Bewertung von 21 Milliarden Euro. Dazu beitragen sollen auch deutlich höhere Investitionen in bestehende Wohnungen und die Schaffung von neuem Wohnraum auf bereits vorhandenen Grundstücken.

Anders als der Konkurrent Vonovia baut die Deutsche Wohnen zudem auf die wachsende Zahl von Pflegebedürftigen in Deutschland. Erst jüngst hatte die Gesellschaft den Kauf von 28 Pflegeheimen in Deutschland bekanntgegeben, die zusammen Platz für über 4100 Menschen bieten. Die Deutsche Wohnen erwartet, dass sie die Pflegeheime im vierten Quartal als Eigentümer übernehmen kann. Dieser Geschäftsbereich solle mittelfristig 15 Prozent zum operativen Konzerngewinn (Ebitda) beitragen, sagte Wittan./mne/men/jha/