Frankfurt (Reuters) - Die Deutsche Telekom stellt Weichen für eine mögliche Trennung von ihrer verlustreichen IT-Tochter T-Systems.

"Wir haben Wachstumspläne. Aber wir prüfen auch andere Optionen", sagte ein T-Systems-Sprecher zur Nachrichtenagentur Reuters am Donnerstag. Laut "Handelsblatt" werden bereits Gespräche mit potenziellen Käufern der Sparte geführt, darunter die Beratungsgesellschaften Accenture und Capgemini. Die Tochter, die IT-Dienste und Cloud-Services für Großkunden anbietet, ist schon lange das Sorgenkind des Bonner Dax-Konzerns und wurde jahrelang umgebaut. Tausende Mitarbeiter verloren ihre Jobs.

Das "Manager Magazin" berichtete unter Berufung auf Konzern- und Finanzkreise, bereits im September sei ein Vertragsabschluss möglich. Das sensible Geschäft mit der öffentlichen Hand könne zuvor herausgelöst werden. Laut dem Magazin sollen die Gespräche mit Kauf-Interessenten im Februar beginnen.

Im "Handelsblatt" hieß es, die Telekom prüfe in einem alternativen Szenario eine neue Struktur für T-Systems, bei dem sie noch rund ein Drittel der Anteile an der Großkundentochter halten würde. Ein weiteres Drittel werde beim Telekom-Großaktionär Bund bleiben. Für das verbliebene Drittel würden ein oder mehrere Partner gesucht. Capgemini lehnte einen Kommentar zu dem Bericht ab. Vom Bund und Accenture war zunächst keine Stellungnnahme zu erhalten.

MUSS DIE TELEKOM DRAUFZAHLEN?

Die Telekom holte 2018 den US-Manager Adel Al-Saleh an Bord und leitete einen radikalen Umbau der Sparte ein. Heute arbeiten rund 28.000 Mitarbeiter für T-Systems, etwa 10.000 weniger als beim Antritt Al-Salehs. Der Umbau zog sich länger hin als geplant und die Tochter ist noch nicht auf dem Wachstumspfad zurück. 2020 erzielte T-Systems bei einem Umsatz von knapp 4,2 Milliarden Euro ein negatives Betriebsergebnis inklusive aller Sondereinflüsse von 650 Millionen Euro.

Im April hatte der Telekom-Vorstand noch betont, T-Systems sei integraler Bestandteil des Konzerns. Zuletzt hatten die Bonner aber bereits erklärt, Optionen für die Großkundensparte zu analysieren. Mit einer neuen Strategie will T-Systems Anfang 2022 an den Markt gehen. Die Tochter macht inzwischen nur noch einen Bruchteil des Gesamtumsatzes des Telekom-Konzerns aus.

Das "Manager Magazin" berichtete unter Berufung auf Insider, die Telekom müsse bei einem Verkauf womöglich draufzahlen. Eine Mitgift von bis zu einer Milliarde Euro sei möglich. Weil T-Systems unter anderem für Großkunden wie die Bundeswehr und den Bundesnachrichtendienst arbeite, werde der Verkaufsprozess nicht einfach. Es sei kritisch, wenn ein Käufer weder aus der Europäischen Union stamme noch unter Geheimschutzbetreuung des Bundes stehe.