(neu: Analysten, Details aus Telefonkonferenz und mehr Details)

BONN (dpa-AFX) - Die gute Entwicklung der ersten neun Monate lässt die Deutsche Telekom ihre Prognose für das laufende Geschäftsjahr erhöhen. Für 2020 solle nun ein bereinigtes operatives Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen nach Leasingkosten (bereinigtes Ebitda AL) von mindestens 35 Milliarden Euro statt wie zuvor rund 34 Milliarden erreicht werden, teilte der Dax-Konzern am Donnerstag in Bonn mit.

Angetrieben wurde die Prognoseerhöhung von den bereits bekannten guten Quartalsergebnissen der Tochter T-Mobile US - aber "beide Seiten des Atlantiks" hätten mit höheren Ergebnissen beigetragen, sagte Telekom-Chef Tim Höttges. Zudem bestätigte der Konzern seinen Plan, eine Dividende von 60 Cent je Aktie auszahlen zu wollen.

Auch beim freien Barmittelzufluss werden die Bonner mit einem Jahresziel von 6 Milliarden Euro (zuvor 5,5) optimistischer, auch wenn im dritten Quartal wegen höherer Investitionen und Finanzierungskosten ein Rückgang verzeichnet wurde.

Anleger reagierten am Vormittag nur leicht auf die vorgelegten Ergebnisse. Die Aktie legte um 0,5 Prozent zu, etwa so stark wie die europäische Telekombranche. Unter den Analysten herrschte breite Einigkeit, dass die Telekom starke Resultate im Quartal erzielt habe. Goldman-Sachs-Analyst Andrew Lee hob hervor, dass sich die Telekom auf ihrem Heimatmarkt Deutschland habe behaupten können. Trotz Corona-Pandemie sei der Umsatz bei den Serviceerlösen gestiegen. Simon Coles von Barclays betonte, das Plus bei Breitbandkunden sei "beeindruckend" und liege deutlich über den Erwartungen. Akhil Dattani von JPMorgan führte die Prognoseanhebung auch auf das Geschäft außerhalb der USA zurück.

Das bereinigte operative Ergebnis (Ebitda AL) war im dritten Quartal mit 9,7 Milliarden Euro fast 50 Prozent besser als noch vor einem Jahr, was vor allem an der Übernahme des US-Mobilfunkrivalen Sprint lag. Beim Umsatz schaffte der Konzern ein Plus um 32 Prozent auf 26,4 Milliarden Euro. Beide Kennziffern übertrafen die Erwartungen der Analysten deutlich - allerdings stammen deren Schätzungen noch aus der Zeit vor der Vorlage der T-Mobile-US-Zahlen, die schon positiv überrascht hatten. Ohne die Übernahme von Sprint und ohne Wechselkurseffekte legte das bereinigte operative Ergebnis um gut 10 Prozent zu, der Umsatz stieg um 2 Prozent.

Unterm Strich lag der Gewinn vor allem wegen höherer Abschreibungen mit 817 Millionen Euro rund 40 Prozent unter Vorjahresniveau. Grund war unter anderem eine Wertminderung bei der IT-Großkundentochter T-Systems - dort hatte eine Überprüfung ergeben, dass sich die Geschäftsaussichten für das klassische IT-Geschäft verschlechtert haben.

Infolge niedrigerer Geräteumsätze, etwa weil neuere Smartphone-Generationen erst später als in den Vorjahren erschienen waren, reduzierte sich der Telekom-Umsatz im Heimatmarkt Deutschland insgesamt um 1,1 Prozent auf 5,8 Milliarden Euro. Hier verzeichnete der Konzern nach Abzug von Kündigungen 192 000 neue Mobilfunkkunden unter der eigenen Marke sowie 97 000 neue Breitbandkunden. Ähnlich sah es in Europa aus. In der Europasparte gingen die Erlöse alles in allem wie in Deutschland ebenfalls etwas zurück.

Einen deutlich größeren Sprung nach vorne machte T-Mobile US. Zwischen Juli und September kamen knapp 2 Millionen Vertragskunden hinzu. Die USA sind für die Telekom der mit Abstand wichtigste Markt: Im dritten Quartal stammten fast zwei Drittel des Konzernumsatzes aus den USA, beim operativen Ergebnis (bereinigtes Ebitda) war es fast genauso viel. Bereits vergangene Woche hatte die Tochter ihre Zahlen vorgelegt, der Umsatz war auf umgerechnet 16,6 Milliarden Euro gestiegen, das bereinigte operative Ergebnis auf 6 Milliarden Euro.

Anfang April hatte die Deutsche Telekom die Fusion zwischen ihrer Tochter T-Mobile US und Sprint vollzogen. Die Kosten würden nun schneller gesenkt als ursprünglich erwartet, kündigte T-Mobile US Anfang November an. Daran hielt die Telekom-Mutter am Donnerstag fest: Die Integration von Sprint verlaufe schneller als geplant, sagte Telekom-Chef Höttges. Es müssten weniger Mittels als erwartet in zusätzliche Funktürme investiert werden. Nicht mehr benötigte Mobilfunkstandorte könnten schneller abgeschaltet werden.

Der Konzern rechne mit Synergien von 1,2 Milliarden Euro bereits in diesem Jahr. Mittelfristig hofft die Telekom, die jährlichen Kosten in den USA um mehr als 6 Milliarden Dollar senken zu können.

Die Corona-Pandemie machte sich im Tagesgeschäft kaum bemerkbar. Das Systemgeschäft des Sorgenkinds T-System traf die Krise aber deutlich: Zwischen Juli und September ging der Auftragseingang um fast ein Viertel auf 0,7 Milliarden Euro zurück. Das bereinigte operative Ergebnis lag mit 67 Millionen Euro ebenfalls spürbar unter dem Vorjahreswert.

Das Coronavirus beschäftigt den Konzern aber auch in anderer Hinsicht: Der Konzern wolle sein Immobilienportfolio überprüfen und optimieren, damit keine leerstehenden Flächen bestehen bleiben. Dies seien "schlechte Kosten", sagte Telekom-Finanzchef Christian Illek in einer Telefonkonferenz.

Beim Thema Nebenkostenprivileg stritt Illek mögliche höhere Preise für Kabelfernsehen ab. Die Telekom wolle durch die Abschaffung des Privilegs, bei dem Vermieter die Kosten eines Kabelanschlusses mit den Nebenkosten der Wohnung abrechnen können, nicht weniger, sondern mehr Wettbewerb anregen. "Wir lobbyieren gerade dafür, damit es dadurch günstigere Preise geben wird", sagte Illek. Zugleich gab er zu, dass die Fernsehinfrastruktur seiner Meinung nach noch nicht stark genug ausgelastet sei und die Deutsche Telekom Möglichkeiten für neue Einkünfte sehe./ngu/men/jha/