"Wir investieren primär, weil wir Geld verdienen wollen", sagte Vicente Vento, der Chef von Deutsche Telekom Capital Partners (DTCP), der Nachrichtenagentur Reuters. Die Konzernspitze hatte die Startup-Tochter T-Ventures gestoppt, die seit 1998 für den Bonner Konzern auf die Suche nach vielversprechenden jungen Unternehmen gegangen war, und stattdessen DTCP gegründet. Vento räumt ein: "Nur aus strategischen Überlegungen in Venture Capital zu investieren, funktioniert nicht. Hier hat sich unsere Mentalität geändert."

Rund 70 mehr oder weniger erfolgreiche Unternehmen hat der Spanier von T-Ventures geerbt. Auch die Beteiligungen an dem inzwischen börsennotierten Kleinanzeigen-Portalbetreiber Scout24 und dem Webhoster Strato hat die Telekom bei DTCP untergebracht. Zu den nächsten Schritten beim Ausstieg aus Scout24 hält sich Vento bedeckt: "Wir fühlen uns mit unserer Beteiligung von 10,9 Prozent derzeit wohl." Auch das Aktienpaket von zwölf Prozent am Werbevermarkter Ströer, das die Telekom gegen ihr Portal T-Online eingetauscht hat, liegt bei DTCP.

Doch im Mittelpunkt stehen für Vento neue Beteiligungen. 200 Millionen Euro hat ihm die Telekom für das normale Private-Equity-Geschäft zur Verfügung gestellt, weitere 250 Millionen für Wachstumsfinanzierungen. "Wir wollen mit Minderheitsbeteiligungen im Private-Equity-Geschäft den Erfolg von Scout24 wiederholen", sagt der Spanier, der perfekt deutsch spricht. "Dabei haben wir vor allem größere Zielunternehmen im Visier. Unser typisches Investitionsziel ist größer als eine Milliarde Euro." Dabei muss sich die Telekom wohl mit kleineren Anteilspaketen begnügen. Als größere Partner kämen nicht nur Beteiligungsfirmen wie bei Scout24 infrage. "Wir sind für alles offen und können uns auch vorstellen, uns mit strategischen Investoren zusammenzutun", sagt Vento.

Die Renditeziele der Telekom seien dabei nicht anders als die anderer Private-Equity-Investoren, die auf eine jährliche Verzinsung des eingesetzten Kapitals von 20 Prozent und mehr hoffen. Im Startup-Bereich ist DTCP auf einem gutem Weg dahin: Der SMS-Versender Nexmo ging wenige Monate nach dem Einstieg für 230 Millionen Dollar an den US-Internet-Konzern Vonage, der Chip-Riese Intel zahlte für den Video-Spezialisten Replay Technologies laut israelischen Medienberichten 175 Millionen Dollar. "Bei unseren beiden bisherigen Exits haben wir eine interne Rendite von jeweils mehr als 100 Prozent erreicht", berichtet Vento. Bis Ende 2014 hatte er im Dienste der Telekom noch an großen Übernahmen wie dem versuchten Verkauf des USA-Ablegers T-Mobile US für 39 Milliarden Dollar gearbeitet.

Die Beteiligungstochter vollzieht damit im Kleinen den Wandel nach, den die Telekom im Großen vorgemacht hat. Telekom-Chef Tim Höttges brach 2014 mit der Strategie seines Vorgängers Rene Obermann: Während dieser auf der Suche nach neuen Wachstumsfeldern zahlreiche Technologie-Startups aufpäppelte, setzt Höttges auf den Ausbau der Mobilfunk- und Telefonnetze der Telekom zu superschnellen Datenautobahnen.

Ganz aus dem Blick verliert Vento den strategischen Wert seines Tuns für den Mutterkonzern aber nicht: "Wir konzentrieren uns auf Unternehmen, die nahe am Kerngeschäft der Telekom sind. Das ist auch von Vorteil für die Telekom selbst, da wir für sie eine Art Versicherung sind", erläutert er. "Wir sorgen dafür, dass ein heute unbekanntes Startup dem Konzern morgen nicht die Butter vom Brot nimmt, ohne dass die Telekom das kommen sieht." Dabei nutze DTCP auch das Netzwerk der Mutter: "Die Mitarbeiter haben in ihrem Arbeitsalltag mit vielen interessanten Unternehmen Kontakt. Im Jahr prüfen wir etwa 1000 bis 1500 Firmen." Ein Vorkaufsrecht für die Unternehmen aus dem DTCP-Portfolio bekomme die Telekom gleichwohl nicht.